Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 17. Mai 2013

Familia: Die Familie der Fabii Sangae

Wie sieht die Gastfamilie aus, in die es den kleinen Germanenjungen in Rom verschlagen hat? Nach dem kurzen Auszug aus dem ersten Kapitel des zweiten Bandes „Rufus – Geheimnisse in Rom“ wird hier nun kurz die Familie der Fabii Sangae vorgestellt (allgemeine Informationen über die römische Familie folgen im weiteren Post familia):

Römische domus - Repräsentationsbau aus Neubau und altrömischer domus
Die domus der Familie des Quintus Fabius Sanga auf dem Esquilin in Rom
            Die Fabii Sangae sind eine eher unbekannte Nebenlinie der berühmten patrizischen gens Fabia. Die Fabier hatten in der römischen Republik früher eine beherrschende Stellung, die erste in Rom geprägte Silbermünze zeigt 269 v. Chr. einen Kopf des Herkules, des göttlichen Schutzpatrons der Fabier (und deshalb auf zahlreichen Mosaiken und Statuen im Hause vertreten). Die Sangae gehören zur Linie der Fabii Ambusti - Nachkommen der ehemaligen Fabii Vibulani, der ältesten und 63. v. Chr. bereits ausgestorbenen Fabier. So sind die Sangae eng mit den Fabii Maximi verwandt - ebenfalls Teil der Ambusti-Linie. Als Patrizier verfügen die Fabii Sangae über gute Kontakte zum römischen Hochadel und allen wichtigen Familien in Rom wie den berühmten Scipiones, Metelli, Valerii Flacci und Calpurnii etc.
            pater familias und Vater des Ganzen ist die historische Persönlichkeit Quintus Fabius Sanga. In den Quellen ist er nur über Sallusts Erwähnung über die Catilinarische Verschwörung zu fassen, wonach die Allobroger zumeist auf dessen patrocinium vertrauten (Sall.Cat.41,4). In den bruchstückhaft überlieferten Listen der Magistraturen taucht er leider nirgends auf. Er muss jedoch über einen gewissen Einfluss im Senat verfügen, da sich die nördlichen Stämme wiederholt an ihn wenden. Ich lasse ihn 102 v. Chr. auf die Welt kommen, zu Beginn des Romans, 63 v. Chr, ist er also 39 Jahre alt und nicht ganz so zielstrebig in der Politik unterwegs wie Caesar, Cicero und ähnliche Größen. Ich sehe ihn trotz seines Adels als Hinterbänkler im Senat. Dafür ist er als Patron der Allobroger und anderer gallischen Stämme bekannt, vermutlich vor allem im Handel engagiert und daher recht offen für fremde Völker. Liberal in Beziehung auf griechische Bildung ist er durch und durch Pragmatiker.
            mater Larcia (28 Jahre) entstammt der ebenfalls patrizischen gens Larcia, die im 1. Jh. v. Chr. bereits nahezu ausgestorben ist. Sie fühlt sich daher ein wenig als „die Letzte ihrer Art“, ist sehr adelsstolz, ein wenig zickig und zu dünn und ungelenkig, um richtig elegant zu sein. Sie achtet sehr auf ihre meist kunstvoll hochtoupierten blonden Haare und auf die Wahrung althergebrachten Anstandes.
            Zwei filii finden sich im Haus: Lucius (10 Jahre) ist der jüngere Sohn, ein Träumer, der seine Geschwister sehr mag. Beruflich noch nicht festgelegt, neigt er der Dichtung zu. Lucius ist ein wenig undiszipliniert, sonst in der Regel aber recht folgsam. Der ältere Gaius (17 Jahre) ist zielstrebig und fokussiert, wie es sich für einen gerade zum Erwachsenen erklärten Römer gehört. Früher sehr folgsam neigt er in letzter Zeit jedoch zu Widerworten. Enttäuscht, dass bisher keine militärische Karriere für ihn vorgesehen ist, empfindet er die sich hinziehende Ausbildung zum Anwalt, das Tirocinium Fori, als herabsetzend und langweilig. Gaius will unbedingt zum Militär, doch hat er keine Stelle als Militärtribun bekommen. In letzter Zeit verbringt Gaius viel Zeit mit dem etwas älteren Marcus Antonius (21). Seinem Vater Quintus passt dieser Umgang gar nicht, der Stiefvater des Antonius, Lentulus Sura, hat nicht umsonst seinen Spitznamen von einem Korruptionsskandal erhalten und dem unbeherrschten Antonius traut er ebenso wenig über den Weg. Wo treibt sich Gaius herum, wenn er nicht nach Hause kommt? Wie Quintus vermutet, könnte dahinter sogar noch mehr stecken, als nur die gelegentlichen Sauftouren mit den rebellischen jungen Männern Marcus Antonius, Vedius Pollio (15/16), Marcus Caelius (21), Gaius Curio (25), und Clodius Pulcher (Ende 20)…
            filiae, die Töchter haben mit ihrem Vater leichtes Spiel - weswegen er von seinen Standesgenossen und seiner Frau Larcia oft Kritik erntet. Vor allem seiner Fabiulla, seinem Augenstern, lässt Vater Quintus viel durchgehen. Fabia (minor) (8 Jahre) wird häufiger mit ihrem Kosenamen Fabiulla gerufen, und ist für ein römisches Mädchen ausgesprochen frech. Wenn sie einen Sachverhalt versteht, wird sie schnell viel kritischer als ihre ältere Schwester, doch kann sie gelegentlich auch still über vieles nachgrübeln. Fabia (maior) (11 Jahre) versucht sich als Vorbild für ihre jüngere Schwester, kann aber ebenfalls –im Rahmen des sittlich Erlaubten- extrovertiert auftreten. Sie macht das Rollenverständnis ihrer Mutter bereitwillig mit und geht mehrheitlich im traditionellen Wertebild auf, ganz im Sinne der mores maiorum. Dennoch nimmt sie die für Mädchen nicht selbstverständliche Erziehung und Bildung eifrig auf und verehrt Aristoteles.
            Der avus, Großvater und Vater des Quintus, ist Q. Fabius Sanga Allobrogianus, geboren 132 v. Chr., Großneffe des Scipio Aemilianus Numantinus und leiblicher Sohn des Quintus Fabius Maximus Allobrogicus, dem Sieger über die Allobroger und in der Folge ihr Erbpatron. Da als „Gallierfreund“ zu gelten in der Politik ein erhebliches Handicap darstellt, wird das patrocinium, das Erbpatronat über die eroberten Allobroger, kurzerhand auf die Seitenlinie der weniger ehrgeizigen Fabii Sangae übertragen. Der Sieges-Beiname Allobrogicus wird damit nicht mehr, wie sonst üblich, in der Linie der Fabii Maximi weitergegeben, dafür auch nicht die damit verbundenen Pflichten. Q. Fabius Sanga Allobrogianus wurde dann von seinem Onkel Fabius Sanga adoptiert (was die Endung –ianus in Verbindung mit dem alten Familiennamen anzeigt), da sein Vater schon weitere Söhne hatte (Q. und Sextus Fabius Maximus), Sanga dagegen bisher kinderlos blieb. Allobrogianus ist ein sehr konservativer Römer, der alles Neumodische und alles Griechische ablehnt, wie Ciceros Großvater sehr „altcatonianisch“ geprägt ist und seinen leiblichen Bruder und die ganze Sippe des Q. Fabius Maximus als sehr verschwenderisch anprangert.

Zu Wohnen im alten Rom im Allgemeinen geht es hier.
 Über den einzelne Räumlichkeiten zum Post atrium, triclinium, peristylum? 

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