Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Dienstag, 29. September 2015

Alexandria - wo junge Römer Naturwissenschaften studieren


Auch wenn viele Römer, v.a. die Reichen, einen relativ breiten Zugang zu guter Bildung haben - Naturwissenschaften und Technik wird in Rom kaum gelehrt. Sie zählen noch zur Philosophie und werden auf höchstem Niveau nur in den berühmten griechischsprachigen Zentren des östlichen Mittelmeers unterrichtet, die alle jungen Wissenschaftler anziehen, die sich wirklich für Ingenieurskunst, Mathematik, Physik und Architektur begeistern – und daher auch viele junge Römer.
Athen kann seinen Status als Leuchtfeuer der Gelehrsamkeit jedoch nicht behaupten: Unter den ptolemäischen Herrschern übertrumpft Alexandria mit seiner gigantischen Bibliothek bald Athen und wird so berühmt wie Harvard, MIT (TU Massachusetts), Oxford und Cambridge zusammen. Die Nachfahren des Ptolemaios, des Generals Alexanders des Großen, beherrschen eine Großmacht (von Ägypten über Israel und Syrien bis nach Kleinasien) und bauen ihre Hauptstadt Alexandria zu DER Vorzeigstadt der Antike für Wissenschaft, Kunst und Kultur aus. Gelehrte Reisende werden nach Büchern durchsucht, deren Titel noch nicht in der Bibliothek stehen. Wird keine Kopie abgegeben, wird mancher so lange festgehalten, bis eine Kopie erstellt und der Bibliothek hinzugefügt werden kann. So kommt schnell eine unglaubliche Menge bester Literatur zusammen, beinahe 500.000 Papyrusrollen.
Nur ungestört kann man in Alexandria nicht studieren, die Bevölkerung ist leicht zu Aufständen bereit, vertreibt gelegentlich einen Herrscher (wie z.B. 88 v. Chr. Ptolemaios X.) und versucht, ihn durch einen anderen zu ersetzen, ein Anzeichen des schleichenden Machtverfalls der Ptolemäer. Schon seit 168 v. Chr. treten die Römer als Schutzmacht auf, damals noch gegen die Seleukiden. Vertriebene Monarchen fliehen nach Rom, leihen sich dort größere Summen und lassen sich mit römischer Militärmacht zurückgeleiten, wie Ptolemaios XII. Auletes – der Flötenbläser, Vater der Cleopatra, dem auch der junge Marcus Antonius schon mit Reitereinheiten zu Diensten ist. Wer an Bestechungsgeldern zu kurz kommt versucht im Gegenzug gelegentlich, Ägypten als römische Provinz zu annektieren, wie Crassus 65 v. Chr.
Das wissenschaftliche Zentrum Alexandrias bleibt von all diesem jedoch nahezu unberührt (sieht man vom Brand der Bibliothek bei Caesars riskantem alexandrinischem Abenteuer einmal ab). Neben Literatur und einer erstmals ernst zu nehmenden Literaturwissenschaft mit kritisch philologischer Methode und Kommentar werden Mathematik, Physik, Technik, Mechanik, Geographie und Astronomie hoch subventioniert. Die Gelehrten erhalten ihr Gehalt vom Herrscher unabhängig vom praktischen Nutzen ihrer Forschung. Es geht um das Prestige der Bildungseinrichtungen rund um den Palast und damit um das Prestige und die Verherrlichung des Königs. Stolz kann dieser die Leistungen seiner Forscher verkünden, die Berechnung des Erdumfangs durch Eratosthenes in der Geographie, die analysierte Bewegung der Erde um die Sonne (Astronomie - Aristarchos) oder die Entdeckung des Nervensystems in der Medizin (Herophilos).
Außer gewaltigen Entdeckungen und bahnbrechenden Berechnungen entstehen in Alexandria auch die ersten (und nie gewerblich genutzten) Dampfmaschinen und Automaten: Blechfiguren, die schreiben, Flöte spielen und Trommeln können, Miniaturvögel im Käfig, die sich bewegen und zwitschern und die berühmte Parfümschnecke: Ein Automat, der mechanisch programmiert einen Prozessionsweg selbstständig und in variierendem Tempo bewältigt (inklusive Kurven) und eine Schleimspur aus Parfüm hinterlässt. Dummerweise werden alle wissenschaftlich-technische Errungenschaften nur zu Lobpreis und Propaganda des Herrschers ausgeführt, der sie finanziert: Anstatt rationaler Forschungsberichte und präziser Gebrauchsanleitungen werden meist Lehrgedichte in Versform verfasst, selbst Astronomie und physikalische Grundgesetze liest man im griechischen Hexameter-Rhythmus.
Hinzu kommt noch die Mischung unterschiedlichster Völkerschaften und Religionen in Ägyptens brodelnder Millionenstadt. Alexandria ist und bleibt so ein spannender Ort für Jedermann, nicht nur für Gelehrte, gerade auch für einen romanisierten Ubier wie den Romanhelden Rufus: Zusammen mit Marcus Antonius soll er mit einer germanischen Leibwache helfen, Ptolemaios Auletes in das politisch instabile Alexandria zurückzuführen. Dort einen kühlen Kopf zu bewahren, entwickelt sich zu einer echten Herausforderung...

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