Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Donnerstag, 18. August 2016

(c)himation, palla, pallium, paenula: Römische Oberbekleidung (Mode und Körperpflege VII)


In Rom trägt man nicht nur Tunika und darüber Toga oder Stola. Für kalte Tage, wenn man nicht erkannt werden will oder wenn man etwas zu verbergen hat, wird auch als Oberbekleidung eine Art Mantel rechteckigen Zuschnitts angelegt. Dieser wird bei Männern auf lateinisch pallium, bei Frauen palla genannt. Oft verwendet man auch die griechische Bezeichnung chimation bzw. himation – in Griechenland ursprünglich noch ohne geschlechtsspezifische Farben und Applikationen hergestellt und unterschiedslos als Kleidungsstück für Männer und Frauen getragen.
Römischer Mantel: pallium, palla, chimatioon, himation
Trotz seines einfachen Schnittmusters kann dieser Mantel unterschiedlich drapiert werden, oft mit dem freiem rechten Arm einen Zipfel als Kapuze über den Kopf gezogen. Üblicherweise zieht man das Manteltuch über die linke Schulter quer über den Rücken zur rechten Schulter, dann unter dem rechten Arm durch zur linken zurück oder (v.a. bei Schlechtwetter oder für keusche Frauen) über den Kopf und über den rechten Arm, gegebenenfalls schließt man es mit einer Fibel (vgl. Hurschmann 2000_2, Sp. 201).
Wettermantel, Regenmantel, Wintermantel: Antike paenula
Wenn das Wetter jedoch wirklich schlecht wird, wirft man sich einen dicken Schal (focale) und einen richtigen Kapuzenmantel über, die paenula, ein Reise- und Wettermantel aus Leder, mit Wachs imprägnierter Wolle oder Leinen. Das Schnittmuster besteht aus einem zusammengenähten Halbkreisbogen mit einem Kopfloch zum Hineinschlüpfen und angenähter Kapuze (vgl. Hurschmann 2000_1, Sp. 142).
Das pallium ist in Rom seit dem im 3. Jh. v. Chr. belegt und gilt zunächst noch als Kleidung für Freunde griechischer Kultur (vgl. Hurschmann 2000_2, Sp. 201). Doch schnell wird aus ihm die Alltagstracht der Straße (→ Liv.29,19,12; Suet.Tib.13). Um sich von anderen Mantelträgern (v.a. von den ärmeren) abzusetzen werden unterschiedliche Ausgangsstoffe benutzt: außer Wolle auch Leinen und Seide in verschiedenster Färbung, mit Goldfäden durchwirkt, mit Purpurstreifen versehen oder mit Stickereien verziert.
Augustus scheint dieser modische Mantel-Schnickschnack auf den Geist zu gehen, er verbannt ausdrücklich alle dunklen Mäntel in der Umgebung des Forums und verlangt stattdessen das Tragen der altehrwürdigen Toga, um zugelassen zu werden (→ Suet.Aug.40). Vielleicht hat er aber auch einfach auch Angst, was man so alles unter einem Mantel verstecken kann: Dabei kann man sich nicht nur vor Waffen fürchten, deren Tragen in Rom verboten ist. Auch gewisse Handlungen der Zweisamkeit, die radikal dem Sittengesetzen des Augustus zuwiderlaufen, kann man unter einem umgelegten Mantel verbergen, sogar bei einem Gastmahl: Ovid lässt sich den dichtenden Liebhaber seiner Amores damit brüsten, was er so alles mit der Geliebten unter einem Mantel angestellt hat – und verbietet ihr deshalb, bei einem Gastmahl mit einem anderen unter einem Mantel zu liegen (→ Ov. 1,4,47-50). conscia de tergo pallia deme tuo – auch wenn sittsame Damen nur mit Mantel aus dem Haus sollten - wer nicht in Verdacht unsittlicher Handlungen geraten will, sollte seinen Mantel in Gesellschaft schleunigst ablegen…

Weiter geht es hier↓ mit
II. gens togata, das Staatsgewand Toga,
III. stola, Schminke, spuma: Was römische Frauen tragen,
VI. Tunika – Römische Unterbekleidung,
IIX. ... und was tragen sie drunter? subligaculum und subligar
X. Körperhygiene: Gurgeln, Nägelschneiden und forma neglecta, sowie
XI. thermae - Antike Badekultur

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