Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Montag, 28. Januar 2013

3. Rat und Beratungen. Leseprobe aus "Donner im Keltenland"

Nun folgt nun ein Auszug aus dem dritten Kapitel von Rufus - Donner im Keltenland. Wer die Leseprobe aus dem ersten oder zweiten Kapitel noch nicht kennt, klickt einfach auf den Link.
Wie immer freue ich mich über jede Anregung und jeden Kommentar!
 

3. Rat und Beratungen

„Ja, die Nacht des nächsten neuen Mondes - in Ubiacum. Dein Rat wird gehört werden. Keine Sorge, die Sippe des Staveno wird dir in ihrem Haus Gastfreundschaft gewähren.“ Euamellin verabschiedete sich höflich vom Stammeshaupt einer Familie der Ubier von der unteren Loneta und stieg wieder aufs Pferd. Die angehenden jungen Krieger waren dabei, die führenden Familien zu benachrichtigen, die auf ihrem Weg nach Westen lagen. Euamellin musste die wichtigsten Gefolgsleute seiner Sippe persönlich einladen, ebenso die Gastfreunde seiner Familie.
            Währenddessen war die Reitausbildung in Formation nicht zu kurz gekommen, insbesondere die Flussübergänge. Haldavvo hatte alle nur vorstellbaren Möglichkeiten genutzt, die Loneta täglich auf neue Weise zu überqueren: mit und ohne Sandbänke, seichte und tiefe Stellen, mit oder ohne sichernde Postenketten, von flachen Uferstellen aus wie von steilen; sandig, steinig oder erdig; bei gutem wie bei schlechtem Wetter, Engpässe mit starker Strömung oder breite Stellen, wo der Fluss nur träge dahinfloss. Nachdem es den Jungen immer besser gelang, die Formation zu halten, wurde nun wenigstens häufiger auf relativ normale Weise übergesetzt: War kein Feind zu erwarten, verstaute man die Waffen einfach auf kleinen Flößen, die man mit dem Pferd schwimmend hinter sich herzog und dadurch trocken hielt. So hatte Euamellin diesmal jedenfalls nicht erklären müssen, warum er bei strahlendem Sonnenschein als tropfnasser Bote erschien. Er grüßte zum Abschied und galoppierte voller Lebensfreude zu den anderen Reitern zurück. Was für ein herrlicher Sommertag, dachte er, warm, ein leichter Wind und der süßliche Duft der Lindenblüten. Übermütig ließ er sein lautestes Kriegsgeheul ertönen, als er über die Felder dahinjagte: „Iiiii-Jajajajajajah!“ Dann reihte sich wieder in die Hauptkolonne neben seine Freunde ein. Aus den Augenwinkeln sah er jemanden auf Haldavvo zureiten. Er drehte sich um. Es war einer der erfahrenen Krieger, die sie mit einigem Abstand begleiteten, der jetzt Meldung machte.
            Fiskja folgte Euamellins Blick. „Warum haben wir eigentlich überhaupt eine schwer bewaffnete Begleitung dabei? Wir sind doch keine kleinen Kinder mehr und außerdem selbst schwer bewaffnet.“ „Gute Frage, zudem sind wir mit den umliegenden Stämmen befreundet, ganz besonders mit den Treverern gegenüber unserem Stützpunkt mit den Werften“, stimmte ihm Euamellin zu. „Bei Vagdavercustis! Wie naiv bist du denn?“ mischte sich Sakjo ein, der sich von hinten genähert hatte. „Kaum zu glauben, dass du aus einer der bedeutendsten Familien Ubiacums stammen sollst! Ein Freund ist nur ein Feind, der einen noch nicht angegriffen hat. Darauf muss man immer achten, nur so kann man einen Stamm richtig führen. Ein echter Adliger weiß das. Deshalb sitzt meine Familie auch seit Urzeiten im Ältestenrat Ubiacums.“ und mit einem geringschätzigen Blick auf Fiskja fügte er hinzu: „Dass so etwas ein einfacher »Fiskja« nicht versteht, Sohn eines kulturlosen Sueben, der sich nicht einmal eine vernünftige Ausrüstung leisten kann, das ist natürlich mehr als verständlich.“ Fiskja lief rot an, seine Hand krallte sich um den Schwertgriff.

Mittwoch, 23. Januar 2013

2. Wasser. Leseprobe aus "Donner im Keltenland"

Hier folgt nun ein Auszug aus dem zweiten Kapitel von Rufus - Donner im Keltenland. Die eckige Klammer "[...]" zeigt eine Auslassung von einer oder mehreren Szenen. Wer die Leseprobe aus dem ersten Kapitel noch nicht kennt, klickt einfach auf diesen Link.
 
Ich freue mich über jede Anregung und jeden Kommentar!

Kapitel 2: Wasser

            Beim letzten Schlag gab die Tür nach und sprang auf. Durch die Türöffnung sah man einen Sturzregen niedergehen. Dunkle Wolken wetteiferten miteinander, möglichst viel Regen in möglichst kurzer Zeit über der Erde niedergehen zu lassen. Ein regenüberströmter großer Mann, in einen Pelzumhang gewickelt, drängte sich hindurch und schloss die Tür sofort wieder. Er sah aus wie ein großer Bär, den man in zu enge Kleider gesteckt und ins Wasser geworfen hatte. „Beim Teutates, Suarto, Sohn des Curmillo! Welch eine Freude dich zu sehen!“, begrüßte ihn Lellavo ebenfalls auf Keltisch, warf seine Leier zur Seite und lief ihm freudig entgegen. Suarto packte ihn, drückte ihn an sich und wirbelte ihn umher, wobei das Wasser seiner Kleidung in alle Richtungen spritzte. „Beim Esus, immer noch so leicht wie eine Feder, mein kleiner Hristo, Sohn des Staveno!“, lachte Suarto und ließ Lellavo endlich los, der taumelnd zu Boden sank.
            „Welcher Gott führt dich zu mir, altes Schlitzohr?“, fragte Lellavo, noch ganz außer Atem. „Esus natürlich. Ein Händler hofft immer auf Reichtum. Ich bin gerade mit meinem Händlerzug eingetroffen und kam sofort zu dir.“ Lellavo schnalzte mit der Zunge. „Sicher bringst du wieder Wein mit aus dem Süden….“ Suartos Miene hellte sich kurz auf: „Habe ich es jemals gewagt, ohne eine gute Amphore zu dir zu kommen?“ Darauf verfinsterte sich sein Antlitz wieder: „Leider bringe ich nicht nur Waren, sondern wieder schlechte Nachrichten aus dem Westen. Ariovistos hat sich jetzt endgültig bei den Sequanern am Rhenos festgesetzt.“ Erst jetzt schien er Euamellin zu bemerken, der immer noch fest auf der Truhe saß. Euamellin erhob sich höflich: „Ich grüße dich, Suarto, Sohn des Curmillo.“ Suarto kniff die Augen zusammen. „Sieh einmal an, der kleine Mann spricht Haeduisch! Hristo, hast du ihm das beigebracht?“ Lellavo nickte und zwirbelte stolz seinen Bart. Suarto betrachtete Euamellin interessiert und kratzte sich nachdenklich an seinem breiten Schädel. „Sag einmal, Hristo, der sieht dir aber verdammt ähnlich! Dazu bist du wohl stolz auf ihn und bringst ihm haeduisches Keltisch bei… Du hast doch nicht etwa…? Komm, lass dich umarmen, du bist Vater geworden!“ Und schon drückte er Lellavo wieder so fest an seinen Pelzmantel, dass dieser vorläufig nichts mehr erwidern konnte. Euamellin glaubte, dass er helfen und das Missverständnis aufklären müsse. Allein schon, damit Lellavo nicht erstickte. „Ich bin Euamellin, des Snevemin Sohn. Lellavo ist mein Onkel.“ Verdutzt hielt Suarto kurz inne, dann ließ er Lellavo los und brach in ein brüllendes Gelächter aus: „Bruhaha. Lellavo! Hahahah! Hristo, der Kleine nennt dich Lellavo! Bruhaha. Das mir dieser Spitzname nicht eingefallen ist, alter »Laberer«!“ Lellavo war seinem Neffen einen drohenden Blick zu, der bedeuten sollte »warte nur, bis der wieder weg ist - das klären wir noch«. Suarto schlug sich derweil vor Lachen auf die Schenkel, stolperte über den Löffel am Boden und fing sich ab, indem er sich auf dem kleinen Holztischchen niederließ. Zu klein für dessen Gewicht, denn der Tisch zerbarst krachend in seine Einzelteile. Suarto saß zwischen den geborstenen Holzbrettern auf seinem Hinterteil und machte ein dermaßen überraschtes Gesicht, dass auch Lellavo und Euamellin lachen mussten. Als sie versuchten, dem Gast aufzuhelfen, spannte Suarto jedoch kurz seine mächtigen Oberarme an, worauf alle drei lachend zu Boden purzelten. Suarto wischte sich das Wasser aus den Augen. „Wann habe ich zuletzt so gelacht? Bei allen Göttern, tut das gut, einmal wieder Tränen zu lachen. Der Weg hat sich schon gelohnt...“

Donnerstag, 17. Januar 2013

1. Donnergrollen. Leseprobe aus "Donner im Keltenland"

Als Textprobe nun ein Auszug aus dem ersten Kapitel von Rufus - Donner im Keltenland. Die eckige Klammer "[...]" soll anzeigen, dass jeweils eine oder mehrere Szenen fehlen.
Über Anregungen und Kommentare würde ich mich freuen!
 

Kapitel 1: Donnergrollen


„Dumpf rollte der Donner vom Stammsitz der Alten, vom wohlbefestigten ubischen Orte, hinunter bis in das Bibertal. Laut heulte der Wind. Wild schleuderte Taranis seine Blitze. Gleißende Helle, dann tiefschwarze Nacht. Düstere Wolken sah jeder, warf er seinen Blick aus der mächtigen Halle…“.
            „Warte einmal, wie konnte man das denn überhaupt aus dem Inneren der Halle sehen?“, unterbrach Euamellin seinen Onkel. Er wischte sich seine rotblonden Haare aus dem ebenmäßigen Gesicht. „Hattet ihr bei einem solchen Sauwetter etwa Fenster und Türen auf-gelassen?“, fragte er weiter, während seine hellbraunen Augen blitzten. Lellavo zog seine buschigen Augenbrauen herunter und schnaubte bedrohlich aus seiner langen Nase. Mit einem Ruck legte er die Leier zur Seite, wobei seine rotblonden Locken wild tanzten. Oh, das hatte Euamellin fast vergessen: Onkel Lellavo konnte es ja überhaupt nicht leiden, unterbrochen zu werden! Eigentlich hatte Euamellin ihn sehr gern. Aber immer, wenn ihm etwas durch den Kopf ging, musste er es einfach sagen, ohne vorher darüber nachzudenken. Dabei hatte er sich wirklich vorgenommen, diesmal geduldig zuzuhören.
            Lellavo gab sich alle Mühe, möglichst grimmig auszusehen: Seine hohe Stirn war in Falten gelegt, sein feuerroter Bart bebte. Der Anblick hätte ausreichen sollen, um einen elfjährigen Jungen einzuschüchtern. Doch wirkte Lellavo auf seinen Neffen nicht halb so furchteinflößend, wie er glaubte: Mit den langen Armen, dünnen Beinen und großen Füßen sieht er fast aus, wie ein großer Hase, dachte Euamellin. Da spitzte Lellavo auch noch seinen Mund, weil er besonders streng und ernsthaft aussehen wollte. Euamellin konnte gerade noch sein Gesicht abwenden, bevor er kichern musste. Schnell murmelte er eine Entschuldigung: „Ich meine ja nur, weil man doch gar nichts mehr von drinnen sehen kann, wenn Türen und Fenster geschlossen sind. Taranis regnet doch jetzt gerade auch und man sieht von draußen nicht die Bohne…“.
            „Bei meinem Barte! Wer erzählt die Geschichte, Sohn des Snevemin – du oder ich?“, herrschte ihn Lellavo an wobei er wild gestikulierte. „Kannst DU zur Leier vortragen? Kennst DU die Geschichte Deiner Geburt? Also unterbrich mich nicht immer!“ Euamellin ließ einen schuldbewussten Seufzer ertönen. Lellavo musterte seinen Neffen: Sah er da unter der ausgeprägten Stirn etwa die Spur eines Lächelns? Nein, Euamellin hielt nur den Kopf leicht zur Seite geneigt – es war tatsächlich kein Anflug von Hochnäsigkeit zu finden. Nun ja, besonders aufmüpfig wirkt er heute nicht, dachte Lellavo. In dieser Haltung fiel ihm auf, dass sein Neffe die Haare hinter seine Ohren gekämmt hatte. So nahm man kaum wahr, dass sie ein wenig abstanden. Lellavo kamen seine eigenen, gewaltig abstehenden Ohren in den Sinn und er musste lächeln.

Sonntag, 13. Januar 2013

Wieso?

Vielleicht fragt ihr euch, wieso ich überhaupt so einen historischen Roman schreibe. Ganz einfach: So einen hätte ich früher gerne gelesen! Ein historisch möglichst korrekter Roman über die Römerzeit, in dem Unterhaltung und Spannung nicht zu kurz kommen sollen.
Und dass es ein kleiner Ubier sein soll und nicht schon wieder irgendein Römer, das hat auch seinen Grund: „Rufus“ geht bewusst von der Andersartigkeit aus, um die Besonderheit der antiken römischen Kultur anschaulich zu machen und reflektieren zu können. Mit den Augen des Fremden können die wichtigsten Eigenarten beobachtetet werden, die einem waschechten Römer niemals auffallen würden. So kann man die historischen Hintergründe authentischer einbinden. Wichtige historische Hintergründe direkt „mit dem Zeigfinger“ einzuführen, wäre ja ziemlich unpassend und langweilig.
Ob direkt angesprochen oder nur als Kulisse im Hintergrund soll in der Erzählung alles vorkommen, was besonders interessant ist und was einem hilft, sich die Antike und ihre Akteure in all ihrer Lebendigkeit besser vorzustellen. Dabei ist es recht vorteilhaft, dass ich wegen meiner Arbeit an lateinischen Lehrbüchern, der langjährigen Erfahrung als Latein- und Geschichtslehrer, meines archäologischen Interesses und meiner Doktorarbeit einen breiten Überblick auf unterschiedlichem Niveau habe, auch über die Bildungs- bzw. die Lehrpläne der einzelnen Bundesländer. Da haben sich viele Leute Gedanken gemacht, was denn das Wichtigste am alten Rom sein soll. Das dort geforderte politische, historische, religiöse, kulturelle und philosophische Hintergrundwissen sowie die ausdrücklich genannten Mythen usw. werden natürlich alle vorkommen. Allerdings auch witzige und sehr persönliche Ereignisse, die sicher nie für die Schule gedacht waren…
Das Buchprojekt soll sich nicht auf reine Unterhaltung und Wissensvermittlung beschränken, sondern nebenbei auch zum Nachdenken ermuntern. Auch im alten Rom lebten schließlich ganz normale Menschen, die sich von uns gar nicht so sehr unterscheiden. Wer versucht, die damalige Zeit zu verstehen, der versteht auch seine eigene Zeit besser. Für Leser, die gerne etwas mehr grübeln, werden sich daher eine Fülle von Gegenwartsbezügen, ethisch-moralischen Grundsituationen sowie allgemeinmenschlichen und heute noch aktuellen Problemen ergeben, über die man nachdenken kann. Beispielsweise findet man viele Probleme des Titelhelden, der aus einer „Mischehe“ stammt, in einer fremden Umwelt aufwächst und sich dort zurechtfinden muss, auch heute noch - meist auch unter Nachbarn und Freunden.
Wer die historische Integration ausländischer Eliten in der Antike durch die Augen der Identifikationsfigur erlebt, wird vielleicht auch an die die Migrationsthematiken unserer Zeit denken. Über den Umgang mit Heterogenität kann man mit „Rufus“ ebenso nachdenken, wie über die Frage nach Toleranz gegenüber anderen Kulturen. Wer weiß, vielleicht regt die Andersartigkeit fremder Völker in der Antike den einen oder den anderen sogar zum Nachdenken über die Andersartigkeit eines vereinten Europa und einer globalisierten Welt an?
So nun aber genug von theoretischen Ankündigungen. Ab jetzt folgen Textproben. Mal sehen, ob die Geschichte hier weitere Freunde finden kann…