Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Donnerstag, 18. April 2013

Riten und Kulte bei den Kelten

... sind einmal das Speiseopfer: Wie Griechen und Römern werden auch bei den Kelten keine Wildtiere (Wildschwein, Hirsch…), sondern die Haustiere Rind, Schaf und Schwein geopfert (Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 286): Zuerst werden die ungenießbaren Eingeweide für die Götter verbrannt, dann essen die Kultteilnehmer die besten Teile der Tiere an Ort und Stelle selbst. Daneben gibt es ein sogenanntes „chtonisches“ Ritual, d.h. was mit der Unter- und Totenwelt zusammenhängt und nur bei Rindern durchgeführt wird, die schon sehr alt sind und für die Landwirtschaft und den Verzehr nicht mehr zu gebrauchen: Man wirft die Alttiere komplett in die Opfergrube bis das Fleisch verwest und die Gottheit ernährt ist, sammelt die Knochen wieder ein und benutzt sie für andere Rituale (ebd. S. 286-287).
An welchen Stellen und heiligen Plätzen die Nordvölker genau opferten, das zeigt eine Übersicht im Post Kult und Opferplätze bei den Kelten.
 
Das zweite Ritual ist das Weiheopfer. Wird einer Gottheit Siegesbeute dargebracht (Waffen, Kriegszubehör, Pferdegeschirr…), so wird wahrscheinlich schon auf dem Schlachtfeld aus Beutestücken ein Siegesdenkmal errichtet, ein Tropaeum, nach der Rückkehr der Sieger in einem streng geregelten Triumphzug präsentieren die Krieger evtl. die Schädel ihrer Opfer, nach einem Opferritual und -bankett befestigt man die Waffen (v.a. Schilde, Schwerter und Lanzen) dann feierlich am Eingangsportal (Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 287).
 
Für Menschenopfer bei den Kelten findet sich kein zwingender Nachweis, die zur Schau gestellten Schädel und Körper der Gegner wurden bereits auf dem Schlachtfeld präpariert, von regelrechten Riten des Menschenopfers ist nicht auszugehen (ebd., S. 287-288).
 
Beim Schädelkult der Kelten dagegen bestätigen Archäologische Erkenntnisse antike Quellen:

Freitag, 12. April 2013

Essen und Trinken bei den Germanen

Eigentlich alles, was bereits im Post über Essen und Trinken bei den Kelten angeführt wurde, gilt ernährungstechnisch auch für die Germanen – für die frühen Vorgänger aus der Jastorf- und Lausitzerkultur genauso wie für die spezifisch „germanischen“ Stämme der Elbsueben, Chatten, Hermunduren etc.
Liest man Caesars Gallischen Krieg zu wörtlich, so stünden die Germanen jedoch auf einer Kulturstufe primitiver Jäger und Sammler, die sich vor allem um Kampf und Jagd und beinahe gar nicht um Ackerbau kümmert (wie in Buch 6, Kapitel 21-24). Doch geht es ihm an den konkreten Stellen eher um ein spezielles Bild wilder „Nordbarbaren“: Sie verkaufen zwar, doch nehmen sie keine Waren ab. Keine entwickelte Gesellschaftsstruktur, keine neuen Absatzmärkte, nur Konkurrenz, werte Mitsenatoren und Großhändler – scheint er durch die Zeilen vermitteln zu wollen. In Germanien ist sowieso alles anders, selbst die Tiere (z.B. fängt man kniegelenklose Germanen-Elche, indem man ihre „Schlafbäume" ansägt, an die sie sich lehnen und hilflos umfallen: Buch 6, Kapitel 27). Eine Eroberung wäre absolut unrentabel. Caesars erste Suebenkapitel könnte man glatt gut schwäbisch mit „Mir kaufet nix!“ betiteln (Bellum Gallicum, Buch 4, Kapitel 1-2). Die Art und Weise, wie Caesar Germanen als mythische Randvölker beschreibt, ist literarisch konventioniert und eventuell sogar absichtlich komisch gehalten: In Stilistik und Wortwahl ahmt er ältere griechische Schriftsteller nach (oder parodiert sie?), die in Rom quasi zur Schullektüre gehören und die das Ende der Welt ebenfalls mit (mythisch-seltsamen Tieren und) Barbaren besiedeln. Wie bei Caesar sind diese nur mit Fellen bekleidet und leben vor allem von Fleisch und Milch, Ackerbau kennen sie kaum. Aber jenseits des Rheins, dort, wo der große Feldherr und belesene Schriftsteller militärisch nicht weiterkommt (ohne seinen erfolglosen Feldzugsversuch genauer zu erwähnen), dort muss ja „das (literarische) Ende der Welt“ liegen. Denn auch als Politiker ist er ein großer…
 
Zu Tisch bei den Germanen:

Dienstag, 9. April 2013

8. Nach Süden. Leseprobe aus "Donner im Keltenland"

Aus dem letzten und achten Kapitel des ersten Bandes, Rufus - Donner im Keltenland. Ältere Leseproben findet man hier aus dem ersten, zweiten, dritten, vierten, fünften, sechsten und siebten Kapitel.
Wie immer freue ich mich über jede Anregung und jeden Kommentar (Rufus.in.Rom@gmail.com)!
 

8. Nach Süden

            Euamellin hatte noch immer den Sack über dem Kopf und haderte mit sich selbst. Wie konnte er nur so dumm gewesen sein! Es war leichtfertig gewesen, Diviciacos zu vertrauen. Immerhin war er der Bruder des Dumnorix, warum sollte er also nicht mit ihm unter einer Decke stecken. Die Söhne des Deccomarus, bei Vagdavercustis! Einer wie der andere. Doch halt, hatte sich Diviciacos seinem Bruder nicht schon zum zweiten Mal entgegengestellt? Er hatte stets einen sehr ehrlichen Eindruck auf Euamellin gemacht. Aber das hätte auch ein Trick sein können: Wer so viel über Gesichter wusste, für den war es sicher leicht, beim Lügen sein eigenes Gesicht zu verstellen. Wenn er sich doch bloß unauffällig verhalten und auf Suarto gewartet hätte! Nun lag er wie ein Sack Gerste hinten in einem Wagen und fuhr als schweigsame Last eine holprige Straße entlang. Aua! Schon wieder eine unebene Stelle. Immer wieder hüpfte der Wagen über Unebenheiten und riss ihn unsanft aus seinen Gedanken.
            Lange Zeit ließ sich niemand bei ihm auf der Ladefläche blicken. Immer weiter ging die Fahrt. Am Anfang hatte er noch erahnen können, dass es aus Bibracte zum Südtor hinaus den Berg steil hinab ging. Doch dann hatte er schnell die Orientierung verloren. Er war allein mit sich, dem Knebel, dem kratzenden Hanfsack und den Lederriemen, die ihn in die Handgelenke schnitten. Man kümmerte sich nicht einmal in den Pausen um ihn, um ihn loszubinden, den Knebel zu lösen oder ihm etwas zu trinken oder zu essen zu bringen. Es schien es, als ob man ihn einfach verhungern und verdursten lassen wollte. Und er musste seit geraumer Zeit so dringend aufs Klo! Schließlich wurde Euamellin unsanft abgeladen. Eine schwere Türe öffnete sich knarrend, nach ein paar Schritten trug man ihn kopfüber eine Treppe hinunter. Es war auffallend kalt und modrig. Nach und nach nahm er außer dem Muff feuchten Gesteins auch den Geruch von Gewürzen, Getreide, Ton, Schinken und allerlei anderen kost- und essbaren Dingen wahr. Ein Grubenhaus oder eine andere Art Lager? Schwer zu entscheiden, sehen konnte er durch den Sack gar nichts. Hören konnte er nur den Atem seines Trägers, der ihn durch die Gegend schleppte. Ein Schlüssel klapperte in einem Schloss, eine weitere Tür ging auf. Sein Träger riss ihm den Sack vom Kopf und warf ihn grob in eine Ecke. „Damit du uns nicht erstickst, du Bengel. Zu Essen findest du hier ja genug.“ Darauf lachte der Mann widerlich auf. Einen kurzen Moment lang konnte Euamellin im Widerschein einer Fackel den Raum erkennen. Dann fiel die Tür wieder ins Schloss und Euamellin war allein im Dunkeln.

Dienstag, 2. April 2013

Kult- und Opferplätze bei den Kelten

Wie verehrt man die Götter der Eisenzeit? Genaue zeitgenössische Beschreibungen sind leider nicht überliefert, folgt man den archäologischen Hinterlassenschaften, so scheint es zwischen den frühen Kelten und Germanen kaum Unterschiede zu geben. Zu den Göttern der Nordvölker führt dieser Link. Keltische Götter verehrt man an unterschiedlichen Plätzen und in unterschiedlicher Form, in Menschengestalt jedoch erst ab dem 1. Jh. v. Chr. (Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 286).
 
Man verehrt die Götter an „naturheiligen Plätzen“ wie
  • auffälligen Felsen und Berggipfeln (v.a. Brandopferplätze, überwiegend Keramikscherben von Schalen und Schüsseln: Verbrennen des Inhalts, Bitte an überirdische Mächte in Himmel oder Luft),
  • Höhlen, Felsspalten und Schächten (auch mit Sonderbestattung von Toten, Silber-Quinar, Ringschmuck, Perlen, Bernstein, Spinnwirtel: Unterirdische Gottheiten),
  • Mooren und Gewässeropfer, Seen, Quellen, Brunnen, Wasserbecken … (Schwerter [z.B. die rapierartigen Knollenknaufschwerter, die als NUR als Opfergabe belegt sind und nur als Stichwaffe taugen: Rituelle Zweikämpfe oder Händlerwaffen auf dem Flussnetz der Fernhandelsrouten Mitteleuropas?], Dolche, Lanzenspitzen, aber auch Schutzwaffen wie Helme und Teile von Schilden),
in Frauenheiligtümern werden Alltagsgegenstände wie Fibeln, Ringe Glasperlen, Nadeln, Schminktöpfe und Kinderspielzeug geopfert (Initiations- und Fruchtbarkeitsriten?),
 
in Männerheiligtümern überwiegen Waffen und Rüstungsgegenstände, aber auch Haus- und Herdgeräte (Kessel, Feuerböcke), Arbeits- und Schmiedewerkzeug (Äxte, Sensen, Hämmer, Zangen), Blasinstrumente (Carnyx) und Bronzegefäße (Weinschöpfer, Kanne, Eimer) sowie Wagenteile sind vorhanden (Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 277-284).
 
Heilige Heine“, ähnlich einem griechischen temnos oder einem italischen lucus sind von Baumgruppen dominierte Orte, an denen die Gegenwart der Gottheit spürbar ist und sich in religiösen Festen offenbart (Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 285-286). Die Altaranlagen bestehen aus tiefen Gruben, in die man Opfer wirft und wo man mit unterirdischen Gottheiten in Kontakt tritt, und einer Feuerstelle, an der Teile von Tieren als weitere Opfer verbrannt werden. Da diese Anlagen anfällig gegen Wettereinflüsse waren, werden sie in der Regel zumindest mit einem Baldachin überdacht, der auf Holzsäulen steht und an einen klassischen Tempelbau erinnert (ArchäologischesLandesmuseum 2012, S. 286). Der Altarbereich wird durch eine quadratische Palisade und einem Graben abgegrenzt, deren Schwelle von einem Tor bewacht werden, dass sich zur aufgehenden Sonne öffnet und zur Zeit der Sommersonnenwende eine direkte Linie zum Altar bildet.
 

Was genau und wie die Kelten opferten, zu Speise-, Weihe- und Menschenopfern sowie zum Schädelkult, szeht im Post Riten und Kulte bei den Kelten.