Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 9. August 2013

pecunia: Antike Münzen, Preise und Steuern

Preise
Die römische Finanzwirtschaft stützt sich auf eine silberbasierte Grundwährung und der Sesterze (sestertius, abgekürzt: HS) als Rechnungsnominal (siehe unten) -  es gibt aber auch ein für die damalige Zeit erstaunlich gut entwickeltes Bankenwesen mit einer Art Wechsel und Schecks, das vor allem bei größeren Beträgen den Transport riesiger Münzmengen erübrigt.
Folgende Übersicht mischt zwar leider etwas die Jahrhunderte, bietet aber einen breiten Überblick in absteigender Preislage:

Im antiken Rom kostet…
Sesterzen (HS)
Gesamter Baupreis Caesars für den Baugrund nördlich des Forum  Romanum         
 100.000.000 HS
Grundstückspreis nördl. Forum Romanum (aufgekauft von Caesar)
60.000.000 HS
Barbesitz des M. Licinius Crassus Dives im Jahr 53 v. Chr
21.300.000 HS
Luxus-Anwesen des (bestechlichen) Aemilius Scaurus
14.800.000 HS
Luxusanwesen im Argiletum, gekauft vom Konsul M. Messalla am 25. Januar 61 v. Chr. (→ Cicero,ad Att. 1,13)
13.400.000 HS
Anwesen des Crassus in Rom
6.000.000 HS
Anwesen in Rom (Cicero, ad fam.5,6,2)
3.500.000 HS
Grundstückspreis für großes Grabmahl an belebter Ausfallstraße
ab 1.000.000 HS
Haus im Argiletum, gekauft von Q. Cicero (→ Cicero, ad Att. 1,14)
966.667 HS
Sklaven Freilassung 1.Jh.n.Chr. (Plinius.n.h. 7,129)
700.000 HS
– 13.000.000 HS
(Provinz-)Tempel zur Zeit Hadrians
300.000 HS
 - 600.000 HS
Neubau eine Meile römsiche Fernstraße 
500.000 HS

1 Pfund erlesene und mit dem kostbarsten Purpur-Rot seltener Purpurschnecken gefärbter Seidenstoffe

400.000 HS
1 Löwenjagd für protzerische Spiele in Rom
400.000 HS
1 Meile Reparatur der "Königin der Fernstraßen"  via Appia im 2. Jahrhundert n. Chr.
100.000 HS
1 edles Zuchtross
100.000 HS
Latein- & Griechischlehrer Jahresgehalt (Elitebildung)
100.000 HS
Freikauf eines Sklaven 2.Jh.v.Chr.(→Plautus, aulularia309-310)
1Talent/ 30.000 HS
Jahresmiete Luxusappartement (des M.Caelius)
10.000 HS
1 Koch als Sklave
über 4.800 HS
1 durchschnittlicher Sklave
ab 4.000 HS
Jahresmiete (gehobene) Mietwohnung
3.000 HS
- 4.000 HS
Prätorianer Jahresgehalt
3.000 HS
1 billiger Sklave (noch unter Augustus)
ab 2.000 HS
Jahresmiete (einfache) Mietwohnung
2.000 HS
1 Sklave im gallischen Krieg (Atuatucer en Bloc: Massenware ohne Eignung, Einkaufspreis in Gallien)
1.604 HS
1 (durchschnittliches) Pferd
1.600 HS
Elementarlehrer Jahresgehalt (Grundausbildung)
1.000 HS
Handwerker (3 HS Tagessatz) Jahresgehalt
918 HS
Sold eines Legionärs, Jahresgehalt (ab Kaiserzeit)
900 HS
     [Tagessold (Caesar vor 52 v. Chr.)]
[5 Ass
/ Jahr: 465 HS]
     [Tagessold (Caesar ab 52 / 51 v. Chr.)]
[10 Ass
 / Jahr 913 HS]
1 Rind
800 HS
1 Maulesel
520 HS
Jahresmiete billige Zimmerwohnung in einer Mietskaserne
500 HS
1 Paar modische Damen- Stiefel
80 HS
1 qm Straßenpflaster
74 HS
1 Paar gute Stiefel
60 HS
1 Cena (schickes Abendessen) für 3 Personen (→ CIL IV 5380) im Lokal
15 HS
1 kg Fleisch (Schwein)
12 HS
-24 HS
1 kg Fleisch (Rind)
12 HS
-24 HS
9 kg Korn
4 HS
1 Tageslohn eines Handwerkers
3 HS
1 Mittagessen in einem Lokal in Aesernia (→ CIL IX 2689)
3 HS
1 Tagessold Legionär (52/51 v. Chr. von Caesar verdoppelt)
10 Asse
(= 2½ HS)
1 l guter Wein
2 HS
1 Prostituierte im Restaurant in Asernia
8 Asse
(= 2 HS)
1 großer Laib Brot bester Qualität  (evtl. 4kg schwer)
8 Asse
(= 2 HS)
1 kg hochwertiges Brot
½ HS
1 Tagessold Legionär (vor 52 v. Chr.) → Jahressold: 465 HS
5 Asse
(= 1¼ HS)
1 Maß Falerner (Spitzenwein)
1HS
1 Portion Sauce im Restaurant in Asernia
3 Asse
(= 0,75 HS)
1Tagesration Futter für ein Maultier
 (Asernia, wie oben)    
2 Asse
(= ½ HS)
1 einfache Mahlzeit
2 Asse
(= ½ HS)
1 Maß Wein
1 As
(= ¼ HS)
1 Laib einfaches Brot (Großbäckerei)
1 As
(= ¼ HS)
 (Asernia, wie oben)
1 As
(= ¼ HS)
1 As
(= ¼ HS)
1 Besuch einer uralten Therme (→ )
¼ As
(= 0,06 HS)
 
Eine genaue Übertragung des Geldwertes auf unsere Zeit ist nicht möglich, da einige Waren sehr viel teurer sind als heute, andere sehr viel billiger. Lebensmittelknappheit gibt es immer wieder, entsprechend steigen dann die Kornpreise. Ab 2 HS kann man den täglichen Lebensbedarf bestreiten - zumindest die Grundbedürfnisse.
Nimmt man aber einerseits die Löhne und die Preise der Lebensmittel, andererseits die Immobilienpreise, so kommt man auf ungefähr 10 € pro Sesterze (HS) als Richtwert. Zum Vergleich: Für eine kleines Haus in Paris ("Zentrum des Franzosenuniversums“) zahlt man gerade ab 10.000.000 €, Quintus Cicero zahlt für ein kleines Haus in Rom ("Zentrum des Römeruniversums“) im Argiletum (dem Bezirk in der Talsenke nördlich vom Oppium vom Forum bis zur Subura) fast 1.000.000 HS → 1 HS = 10 Euro => 10.000.000 €

„Währung“

Während unter den anderen Hochkulturen ein kompatibles Münzsystem entsteht, das mehr oder weniger problemlos im Handel zwischen griechischen Staaten, Persern, Karthagern etc. zum Einsatz kommt, wird in Rom noch mit unhandlichen Bronze- und Kupferstücken bezahlt. Vom östlichen Mittelmeer verbreitet sich eine Art dreistufiges System bis hin zu den Kelten (vgl. hierzu Heinrichs 2003; S. 297-298; FN 73):
Mit Gold (hoher Münzwert) werden hochwertige Waren wie Pferde, Großvieh oder Luxusobjekte erworben, komplexe oder länger erbrachte Dienstleistungen entlohnt und Reserven aufgebaut.
Silbermünzen (mittlere Wertstufe) werden vor allem als Abgaben an die Eliten und an die einfachen Soldaten ausgezahlt.
Münzen in den Kupferlegierungen, Potin und Bronze (niedrige Wertstufe) werden für alltägliche Transaktionen auf zentralen Märkten ausgegeben.
Münzen und Preise des alten Rom
Römische Münzen und Wertverhältnis in Sesterzen
In Rom kennt man zunächst nur zwei Wertformen von pecunia (= Geld): Rinder (pecus = Vieh) und unregelmäßig geformte Bronzestücken (aes rude), die jeweils gewogen werden mussten. Die ersten runden Münzen in Rom tauchen erst im 3. Jh. v. Chr. auf und bestehen aus Kupfer oder Bronze - das ein Pfund schweren Kupfer-As (aes grave) wird noch gegossen. Nach genormten Bronzegussbarren (aes signatum) mit Tiermotiven, Waffen oder religiösen Gegenständen folgen Münzen mit Götterbildern und Schiffsrümpfen (prora) im punischen Krieg. Die Angleichung zum mittelmeerüblichen Dreiwertsystem gelingt erst um 211 v. Chr. als mit den ersten großen Serien des denarius, woraus eine für die nächsten vier Jahrhunderte gültige Leitwährung entsteht. Im 2. Jh. v. Chr. ist der von Phillip II, dem Vater Alexanders des Großen, erstmals geprägte Philippeios von 8,6g (und dessen Vorgänger, der persische Dareikos von 8,4g) auch in Rom noch „normales Goldgeld“, wie man z.B. in Plautus‘ Komödie aulularia sehen kann (vgl. Vers 85-86). Entsprechend des (griechischen) Münzsystems des hellenistischen  Mittelmeergebietes und hellenisierten Asiens gilt:

  • 1 talentum („Talent“, Gewichtseinheit in Gold)   60 minae 
  • 1 mina („Mine“, Gewichtseinheit in Silber)            5 phillipei
  • 1 phillipeius / aureus (Gold, um 8,6g)              20 drachmae
  • 1 drachma („Drachme“, Silber, um 4g)                6 oboli         1 denarius / 4 HS

Eine hellenistische Goldmünze wird ungefähr gegen 20 Denare oder 80-100 Sesterzen (HS) eingetauscht, die Drachme etwa zu einem Sesterzen. Ob auch das griechische Kleingeld der Kupfermünzen khalkos und medimnos gewechselt wird, ist nicht bekannt. Schließlich entwickelt sich in Rom ein eigenes, silberbasiertes römisches Münzsystem, das sich auf folgende Wertverhältnisse einpendelt:
  • 1 aureus (Goldstück, Gold, um 8g)                   100 sestertii (25 denarii / 400 asses)
  • 1 denarius / „X“ (Denar, Silber, um 4g, )               4 sestertii                     (16 asses)
  • 1 sestertius (Sest(h)erz(e), früher Silber später ca. 25g Messing)               4 asses
  • 1 As    (As, Kupfer, um 11g)                                ¼ sestertius
Daneben gibt es noch den quinarius (Silber, um 1,5g) im Wert von 2 sestertii, den dupondius (Messing, um 13g) im Wert von ½ sestertius bzw. 2 asses, das Halbas semis (Messing, um 5,5g) und das Viertelas quadrans (Kupfer, um 2,8g). Rechnungsgrundlage ist der Sesterz.
Die Münzprägung wird von gewählten Münzmeistern übernommen, deren niedriger Beamtenstatus noch nicht einmal zum Eintritt in den Senat berechtigt. Die Gestaltung der Münzen ist ihnen frei überlassen und entsprechend vielfältig (doch nur Münzmeister, die sich bei einem Mächtigen einschmeicheln wollen, übernehmen dessen Propaganda. In der Kaiserzeit wagt jedoch niemand mehr eigene Ideen).


Steuern

gibt es im alten Rom auch, nachdem aus den Provinzen dermaßen viele Abgaben fließen nur noch wenig. Bekannt sind:
  • Erbschaftssteuer (vicesimum hereditatium):     5%           (nicht zu zahlen für direkte Nachkommen wie Kinder, Enkel…)
  • Verkaufs- / Auktionssteuer:                                 1%
  • Sklavensteuer:
  • Verkauf eines Sklaven:                                        4%
  • Freilassung eines Sklaven (vicesima libertatis): 5%

2 Kommentare:

  1. Hmmmm. So recht nachvollziehen kann ich das Verhältnis von ca. 10€ pro HS nicht. Wenn ein Brot oder 1l Wein 2HS kosten wären das etwas 20€.
    1 : 5 erscheint mir da eher realistisch.

    Oder habe ich etwas übersehen?


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  2. Vielleicht: Außer den Schwankungen durch die Jahrhunderte kommt es immer darauf an, welche Preise man in Beziehung setzt und zur Grundlage nimmt: Ein Jahresgehalt eines Soldaten wären bei einer Umrechnung 1:5 ja nur noch 2.325 bis 4.565 €, der Handwerker würde nur noch 15€ am Tag verdienen.
    Beim Brot muss man aufpassen: Man findet verschiedene Angaben (in Krisenzeiten natürlich erheblich teurer), ein einfacher Brotlaib wird mitunter auch mit einem as angegeben. Brot wird zwar nicht nur in kleinen feinen Bäckerein für die Oberschicht sondern auch in riesigen vorindustriellen Großbäckerein in Wagenradgröße gebacken - es bleibt aber immer relativ teuer – zu teuer für die Ärmsten der Armen: Wer Probleme hat, die Miete pünktlich zu bezahlen, kann sich nur puls leisten, die römische Grundnahrung an zerstoßenem Getreidebrei, an welche die Soldaten gewöhnt sind (weshalb später bei der Grundversorgung für Bedürftige keine „teuren“ Brotspenden, aber Getreidespenden gibt).

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