Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Freitag, 27. Dezember 2013

V. Kleinste Teilchen. Leseprobe aus "Geheimnisse in Rom"


Hier folgt ein Auszug aus dem fünften Kapitel (aus dem zweiten Band gibt es bisher Ausschnitte zum ersten, zweiten, dritten und vierten Kapitel). Anregungen und Kommentare sind wie immer erwünscht!
 

Kapitel V: Kleinste Teilchen

Nur ein weiterer von den vielen Möchtegernpolitikern, die sich von den Wahlkampfkosten in den Ruin treiben lassen.“ „Aber Vater, er ist doch wohl kaum irgendein gewöhnlicher Politiker!“ Quintus nahm eine gefüllte Olive aus der Schale und drehte sie zwischen Daumen und Zeigefinger. „Nur weil er ein Sergius ist? In letzter Zeit ist Rom geradezu voll davon: Ehrgeizige Burschen aus guten Familien, die ihren Ruf und ihr Vermögen verspielt haben…“ Gaius errötete leicht, während Quintus die Olive wieder in die Schale zurück warf, „... ein Sergius zwar, ein Patrizier, aber doch nur einer unter vielen, nur eine Art kleinstes Teilchen eines viel größeren Problems.
Atomismus und kleinste Teilchen in Politik und Lebenswelt
Lucius Sergius Catilina – es würde mich schon sehr wundern, wenn man von ihm noch einmal etwas hören würde.“ Quintus lehnte sich zurück und warf sich genüsslich ein Fischhäppchen in den Mund. „Außer von seinem bevorstehenden Bankrott – vielleicht auch von seinem Rauswurf aus dem Senat, wenn einer der censores sich genauer seine Schulden ansieht, natürlich. Hm!… wirklich gut, diese Häppchen. Wobei Catilinas unsittlicher Lebenslauf allein dafür schon voll und ganz ausreichen sollte… Hm! In der Tat, eine gute Idee, Medea mitzunehmen, sie bringt den Köchen hier immer neue Dinge bei: Bei diesen Pastetchen sieht man kaum noch, dass es Fisch ist - viel raffinierter als an der cratera üblich. Die Köche hier denken wohl, wo der Fisch immer frisch ist, braucht man ihn nicht zu verstecken“.
            Quintus und Gaius Fabius Sanga waren gemeinsam aus Rom eingetroffen. So wie Gaius gerade zu seinem Vater hinübersah, zweifelte Rufus aber daran, dass er sich voller Überzeugung wieder der patria potestas des Quintus unterworfen hatte. Vielleicht war der Wille der Familie, den Quintus verkörperte, für einen Römer doch Verpflichtung genug. Andererseits war die Villa der Fabier durchaus eine Versöhnung wert. Die Römer wussten schon, wie man sich das Leben angenehm machte: Hier draußen auf der Terrasse konnte man zugleich das köstliche Mahl und die herrliche Aussicht auf den Golf von Baiae genießen. Zwischen dem Kap der Minerva und der Insel Capri bis nach Puteoli wimmelte es von gleißend weißen Segeln, wie in einer verstopften Straße – nur ungemein lieblicher. Ein Sonnensegel über den Speisesofas und eine sanfte Brise ließen den Sommertag in seinem besten Licht erscheinen.
            Selbst Larcia wirkte rundum zufrieden. „Dann sind die Wahlen endlich vorüber. Ich hoffe doch, dass du dich mit großem Gefolge auf dem Marsfeld gezeigt hast, so dass man sehen konnte, dass du da warst? Haben unsere Klienten alle so gestimmt, wie angewiesen?“ Quintus streckte den Arm aus und ließ sich Wein nachschenken. „Kein Sorge, meine Liebe. Wir haben unseren amici die Zuverlässigkeit der Fabii Sangae gezeigt. Eine Partnerschaft mit den Fabiern lohnt sich und das wissen auch alle. So war es schon seit Beginn der Republik und so wird es auch immer sein.“ Gaius zog eine Augenbraue nach oben. „Gut, dass unsere Vorfahren mit die Ersten waren, die ihre Hintern in die Elfenbeinstühle drückten, nachdem sie die Könige davon herunter gejagt haben…“ Nach einer kurzen Pause sah er Quintus mit gespielter Überraschung an: „Aber sage einmal, werter Vater, dein Hintern drückt bislang keinen wichtigen Stuhl. Warum strebst du nicht nach einer sella curulis eines Prätors oder gar eines Konsuls, wie Onkel Maximus?“

Dienstag, 17. Dezember 2013

Io Saturnalia – Die Saturnalien


Ursprünglich sind die Saturnalien ein altes römisches Fest für den Gott Saturnus, das am 17. Dezember beginnt (a.d. XVI. Kalendas Ianuarias) und mehrere Tage dauert. Die öffentliche Kulthandlung der Priester, so eine Art Gottesdienst, dauert nur einen einzigen Tag. Die Priester führen ein lectisternium durch (< lectum sternere: ein Bett ausbreiten: Man legt dafür die Götterstatuen auf Speiseliegen, wäscht sie, salbe sie, zieht sie um und gibt ihnen symbolisch zu Essen und zu Trinken).
Saturnalia
Die Privatleute feiern jedoch nicht nur an diesem Tag, sondern bis zu einer Woche lang, bis zum 24. Dezember. Dabei geht es hoch her - mindestens so wild und feuchtfröhlich wie im Karneval in Köln. Die Ausgelassenheit dieser Feiern wird geradezu sprichwörtlich, selbst die gesellschaftliche Ordnung wird für einen bestimmten Zeitraum am Jahresende ausgesetzt: Die Gerichte haben Ferien und die Schulen werden geschlossen, so dass große Teile der Bevölkerung an den Saturnalien teilnehmen können. Die privaten Gastmähler sind geprägt von maßlosen Trink- und Essgelagen und dem Vortrag von Spottgedichten und Rätseln. Die Bürger tragen statt der Toga nun eine bequemere Kleidung. Die Römer tauschen verpackte Geschenke, v. a. Kerzen und Tonfiguren aus und auch Kinder und Sklaven werden beschenkt.
Es wirde innerhalb der familia gemeinsam gegessen und oft drehe man die sozialen Unterschiede um: Sklaven und Herren tauschen für einen Tag ihre Rollen: Auf Gastmählern speisen Herren und Sklaven entweder gemeinsam oder die Sklaven noch vor ihren Herren. Manche Herren bedienen sogar ihre Sklaven. Es kann offen und ausführlich Kritik geübt werden. Deshalb gelten die Saturnalien geradezu als Fest der Sklaven.