Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Mittwoch, 25. Juni 2014

nobilitas – der „Amtsadel“


nobilis: Römer mit berühmten Vorfahren, die Konsul waren
Wörterbücher bringen vielfältige Übersetzungsmöglichkeiten für das Wort nobilitas, doch trifft es im Deutschen keine so richtig: „großer Ruf, vornehme Geburt, vorderster Stand, Adlige, Aristokraten, Adelswürde, Vortrefflichkeit, Vorzüglichkeit…“ In der Wortwahl der Autoren der späten Republik bezeichnet das Wort nobilis einen Römer aus einer Familie, aus der (vor Sulla) bereits ein Konsul hervorgegangen war. Die Mitglieder dieser Familie gelten als nobiles und haben mindestens einen ihrer Vorfahren in Form einer äußerst realistisch gearbeiteten Wachsmaske als Beweis ihrer nobilitas in ihrem atrium oder tablinium hängen. nobilitas übersetzt man also am besten mit „Amtsadel“ oder „Beamtenadel“, da sich die Familie seit langem in der Politik engagiert und zur Führungsschicht zählt. Familien wie die Caecilii Metelli können mit ganzen Galerien nobler Ahnen aufwerten, die alle einmal Konsul waren, obwohl diese Familie streng genommen nicht patrizisch, d.h. adlig sondern plebejisch ist. Stirbt ein Mitglied einer „noblen“ Familie, so werden geschulte Schauspieler bezahlt, die alle gewesenen Konsuln der gesamten Familie beim Trauerzug verkörpern – inklusive der bekannten Eigenheiten (Stimme, Art zu Reden, Sprüche, bis hin zu markanten Bewegungen und Gangart). Auch Frisur, Haarfarbe und Teint werden auf den Masken perfekt imitiert.
Die Nobilität ist aber kein Erbadel wie in Deutschland seit dem Mittelalter, ein direkter Aufstieg eines Neulings gelingt jedoch nur selten, weshalb der homo novus Cicero mächtig stolz darauf ist. Zu seiner Zeit dominiert eine Gruppe von etwa dreißig aristokratischen Familien die res publica (unter anderem die gentes der Claudii, Cornelii, Licinii, Caecilii Metelli, Valerii, Scipiones, Iulii, Calpurnii, Pisones…). Diese nobiles streben nach Ruhm und Ehre für ihre gens im Staatsdienst, getreu dem Ideal des griechischen Adels „immer der erste zu sein und sich auszuzeichnen unter den anderen“. Diesen Wahlspruch aus der Ilias des griechischen Dichters Homer (Hom.Il.6,208) zitiert auch Cicero in einem Brief an seinen Freund Atticus im griechischen Original (Cic.ad.Att.3,5,4) – damals gibt es „bilingualen Unterricht“ in der Welt- und Wissenschaftssprache Altgriechisch.
Wer aus dem Amtsadel stammt strebt fast selbstverständlich eine Karriere als Senator an, dies wird von ihm erwartet, in den führenden Kreisen kennt man sich von klein auf. Man nutzt die vererbten Netzwerke an amicitia – Interessengemeinschaften und „Parteifreunde“ sowie die Klienten der Familie, zu denen weniger einflussreichere Römer und alle freigelassenen Sklaven der Familie und meist auch deren Nachkommen bis in entfernte Generationen zählen.
Der Einfluss der Nobilität innerhalb der Römischen ist groß. Sie bestimmt größtenteils die Politik in Rom, auch wenn der Einfluss der übrigen Bürger durch die Wahlen nicht zu vernachlässigen ist, vor allem der Reichen. Erfolgreiche Mitglieder der Nobilität versichern deshalb gerne immer wieder die gemeinsame Linie und den Kompromiss mit dem Volk und welch bedeutende Rolle es spiele.

Samstag, 7. Juni 2014

dies natalis – Geburtstage im alten Rom


Pompeius Magnus cum libo
Pompeius Magnus libo gaudet.
Auch Römer feiern Geburtstag. Ursprünglich tun sie das wie die Griechen und feiern jeden Monat den genius des Geburtstagskindes als „lebensspendendes Prinzip im Menschen“, später als „der griech. Daimonvorstellung vergleichbar, als persönliche Schutzgottheit“ (jeweils von: Englhofer 1998). Frauen opfern mitunter auch der Iuno. Sicher auch aus praktischen Gründen geht man schnell dazu über, den Geburtstag „nur“ noch jährlich zu feiern.
Wie sieht so ein antiker Geburtstag aus? Nach dem Aufstehen opfert das Geburtstagskind erst einmal auf einem Altar aus Rasenstücken ein paar winzige Bröckchen Kuchen, Brot, Obst oder Getreidekörner. Sie werden einfach auf einem Rost verbrannt, der Rest wird selbst verspeist. Die Feiernden hüllen sich selbst in weiße Kleidung. Das Götterfigürchen des genius wird mit einem kleinen Kranz geschmückt, dann zündet man Kerzen vor ihm an, wenn man reich ist – sonst müssen einfache Öllämpchen genügen. Dabei wird um die „oftmalige Wiederkehr des Tages“ gebetet (Englhofer1998), wie man z.B. bei Tibull 1,7,49-54 und Ovid, tristia 3,13 nachlesen kann.
Im öffentlichen Teil der Feier kommen nun Freunde und Verwandte hinzu, bei wichtigen Männern auch die Klienten, um Glückwünsche und Geschenke zu überbringen. Aber auch Geburtstagskuchen dürfen nicht fehlen. Gefeiert wird oft mit einem richtigen Festmahl, Musik und Tanz sowie dem Vortrag von Gedichten. Wer es bezahlen kann, lässt sich nicht lumpen und fährt alles auf, was die römische Küche zu bieten hat.
Bei Erwachsenen endet das Gastmahl nicht bei ausgefallenenRezepten, die cena geht fast zwangsläufig in eine comissatio, ein Trinkgelage mit feuchtfröhlichen Spielchen über (Tibull 1,7,50: multo...mero). Bei Geburtstagen von Kindern bleibt es jedoch beim Kuchen und sittsamen Geschicklichkeits- oder Nachahmungsspielen. Oft wird Spielzeug verschenkt, dem Römer und Griechen einen hohen erzieherischen Wert beimessen (Sueton schreibt ein ganzes Buch darüber), manchmal auch nur kleine Miniaturkrüge, Choen, mit Darstellungen von Kinderspielen (vgl. Fitta 1998, S. 48-49). Als weitere Geschenke sind Wachskerzen, kleine Götterfiguren, Puppen aus Paste und Terrakotta, sowie Lebensmittel und Nüsse in Rom beliebt (Fitta 1998, S. 49).
Wer nicht persönlich erscheinen kann, schickt sein Geschenk zusammen mit einem kleinen Gedicht – notfalls nur das Gedicht alein. Schüler bekommen von ihren Lehrern gerne kostbare Bücher geschenkt. Besonders von geliebten Menschen erwartet man aber kostbare Geschenke, je teurer, desto besser. Ovid erzählt in einem Gedicht seiner amores, wie die Hauptperson –ein junger Dichter- seine Geleibte im Gespräch mit einer Zuhälterin belauscht (Ovid,amores, 1,8): Diese fordert sie auf, von ihrem Geliebten möglichst kostbare Geschenke abzupressen. Z.B. soll sie ihren Geburtstag mit einem libum vortäuschen (V. 93-94), einem Geburtstagskuchen. Nach dem Rezept des alten Cato, de agricultura 84, wird dieser traditionell aus Weizenmehl, Käse und Eiern hergestellt. Außerdem soll sie dafür sorgen, dass ihr Geliebter viele andere Geschenke sieht: Hat ihr bisher niemand etwas geschenkt, soll sie selber an der Einkaufsmeile rund um die Via Sacra selbst kleine Geschenke kaufen und im Zimmer verteilen, bevor er kommt…
Wer weniger reich ist, zahlt mitunter ähnlich wie bei einer heutigen Kapital-Lebensversicherung in einen Geburtstagsverein ein, der das Geld verwaltet, im Idealfall vermehrt und zu den Geburtstagen die Feier organisiert und für die Kosten aufkommt. Doch nutzen bald auch die Reichen dieses Prinzip und veranstalten großzügige Stiftungen um selbst nach ihrem Tod noch von den Vereinen gefeiert werden zu können.