Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Sonntag, 19. Februar 2017

proelium – Die römische Armee im Gefecht (mos et miles IV)


Die Aufstellung
Im traditionellen konsularischen Doppelheer stehen ursprünglich zwei römische Legionen (je 4.000-6.000 Mann) im Zentrum, flan­kiert von zwei Legionen italischer Bundesgenossen. Die Reiterei steht außen auf den beiden Flügeln. Vor der ersten Schlachtreihe beziehen die Plänkler Stellung (ferentarii, velites…): Diese sind Leichtbewaffnete, die versuchen, die gegnerische Ordnung zu stören und sich zurückzuziehen, bevor es mit dem ersten Aufeinanderprall des Nahkampfes „richtig“ los geht. Dabei handelt es sich (fast) immer um ausländische Truppen, berühmt sind die kretischen Bogenschützen und die balearischen Schleuderer. Haben sie ihre Salven an leichten Wurfspießen, Pfeilen und Schleuderkugeln verschossen, ziehen sie sich eilig hinter die eigenen Reihen zurück.
Die Taktik wird dadurch bestimmt, wie man seine Soldaten entsprechend einem vorher überlegten Schlachtplan aufstellt; dazu musst man die geg­nerische Auf­stellung und die örtlichen Verhältnisse (Hügel, Fluss, Lager...) berücksichtigen. Man kann beispielsweise seine Truppen nach hinten tief staffeln, um durch die gegnerische Mitte durchzubrechen (beliebt bei germanischen Stämmen, besonders im sogenannter Eberkopf bzw. Keil), oder dünn in breiter Linie aufstellen, um den Gegner einzukreisen.
Die vorausschauende Wahl der Aufstellung ist eine der wichtigsten Aufgaben des Feldherrn, denn ist eine Schlacht erst einmal im Gang, kann der Feldherr im Wesentlichen „nur“ noch warten, ob sein Schlachtplan aufgeht, Reserven an benötigte Abschnitte nach vorne schicken, wankende Truppen anfeuern (lassen) und erschöpfte durch neue Truppenteile ersetzen (lassen).

Die Feldherrenrede
Steht die Aufstellung, so hält der Feldherr eine Ansprache, um seine Truppen anzufeuern, dann marschiert das Heer in Schlachtordnung dem Feind entgegen.

Die Schlachtordnung
Als spezifische Schlachtordnung geben römische Autoren meist nur die Anzahl der Schlachtreihen der Legionen an (acies), die Plänkler der Hilfstruppen (ferentarii) bleiben hier fast immer unerwähnt. Standardgemäß wird in drei Reihen vorgerückt, in der sogenannten acies triplex, der berühmten „dreifachen Schlachtordnung“. Am Häufigsten ist in der Kohortentaktik das 4-3-3 System zur Aufstellung einer Legion (legio) mit 10 Kohorten, es gibt aber auch 4-4-2 und 5-3-2. In der Abbildung unten steht jeder Block für eine Kohorte (cohors: 3x manipulum / 6x centuria zu max. 100 Mann):
Dreifache Schlachtreihe der Römer auf Lücke in Kohortentaktik
acies triplex I ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0 de cb
Vor dem ersten Feindkontakt der schweren Infanterien der Legionäre und ihrer Gegner stehen die drei Schlachtreihen noch „auf Lücke“, damit die ausländischen Plänkler, welche die gegnerische Schlachtordnung aus der Ferne stören (leichte Wurfspieße, Schleuderkugeln, Pfeile), sich durch die Lücken zurückziehen können.
Danach werden die Reihen geschlossen, indem die zweite Reihe genau in die Lücken der ersten Reihe einrückt. So entsteht eine fest geschlossene Schlachtreihe, die man Phalanx nennt. Die dritte Reihe kann als Reserve an bedrängte Abschnitte geschickt werden, Tote, Verwundete und Erschöpfte ersetzen oder (selten) versuchen, den Gegner zu umgehen und in den Rücken zu fallen (dies ist meist die Aufgabe der Kavallerie).
Dreifache Schlachtreihe der Römer als Phalanx in Kohortentaktik
acies triplex II ©: Stefan Gerlinger CC-BY-SA 4.0 de cb
Der Zusammenstoß
Nach Bildung der Phalanx geht es nach gegebenem Angriffssignal im Laufschritt (cursus) unter Kampfgeschrei und dem Geschmetter der Instrumente zum Zusammenstoß (impetus). Standard-Taktik im römischen Heer ist es, auf Befehl nach ca. 30m. vor dem Gegner den schweren römischen Wurfspeer, das pilum zu werfen. Hiermit wird versucht, den Schild des Gegners unbrauchbar zu machen, indem das pilum diesen durchschlägt oder zumindest die vom Aufprall verbogene Spitze nun im Schild feststeckt, und mit dem Speerhagel unter den Gegnern Verwirrung zu stiften, die in der ersten Reihe bereits teilweise verwundet (oder gar getötet) werden, während die römischen Legionäre geordnet ihre Schwerter ziehen und geschlossen zum Nahkampf anstürmen.

Das Ende einer Schlacht
Normalerweise siegt das Heer, dem es gelingt, seine Formation länger zu halten oder dem Gegner seine Taktik aufzuzwingen (ähnlich wie im Fußball). Natürlich sind Angriffe im ungeschützten Rücken des Feindes besonderes effektiv (vgl. bei haufenweise überspielten Gegnern mit einem langem Pass beim Fußball). Wenn es einem der beiden Heere gelingt, mit genügend Truppen durchzubrechen, das andere Heer einzuschließen oder den Gegner zum Rückzug oder zur Flucht zu zwingen, ist die Schlacht entschieden. Zudem wird das geschlagene Heer häufig verfolgt, dabei werden möglichst viele fliehende Gegner niedergemacht. Dies ist die Aufgabe der schnellen Reitereinheiten.

Aus der Reihe mos et miles geht es hier↓ zu

I. tiroRekrutenausbildung im römischen Militär
II. maximis itineribus - Auf dem Marsch
III. fossa, agger et vallum - Lagerbau
IV. proelium – Die römische Armee im Gefecht
V. naves longae – Antiker Seekrieg
VI. peregrini: Leistung & Anerkennung von Nichtrömern im römischen Heer
VII. Germanen im römischen Heer - erschreckend effektiv
IIX. cohortes: Taktische Einheiten der römischen Legion
IX. obsidio: Belagerungen in der Antike
X. machinae: Belagerungsgerät der römischen Armee
XI. caedes: Soldaten nach der Schlacht

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.