Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Montag, 24. April 2017

peregrini: Leistung & Anerkennung von Nichtrömern im römischen Heer (mos et miles VI)

Fremdländische Soldaten Roms: auxilia et peregrini
cb peregrini ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0 de
Aus heutiger Sicht ist es vorstellbar, dass die bedeutenden Leistungen und der Einsatz der römischen Bundesgenossen und Hilfstruppen, die ja auf Seiten der Römer für die eigene, für die „gerechte Sache“ eintreten, besonders gewürdigt werden, um zur Nachahmung zu motivieren. Dazu ist die römische Gesellschaft jedoch nicht bereit.

Politik und Leistungseinschätzung:

Perspektivische Kampf­fähigkeit

Wer in Schlachtenberichten nicht groß erwähnt wird, war auch nicht besonders effektiv, könnte man meinen. Doch stellen gerade die fremdländischen Truppen die effektivsten Spezial- und Kommando-Einheiten: Angefangen bei der Hilfstruppen-Reiter die in der neueren Forschung als Elite-Einheit gelten, setzt sich auch bei den Fußtruppen der Auxiliaren mehr und mehr die Anerkennung ihrer Effektivität durch, z.B. als Einheiten für spezielles Terrain, ungünstiges Gelände für schwerbewaffnete römische Legionäre (→ Gerlinger 2008, S. 292).
Diese Einsicht in die Leistungsfähigkeit römischer Hilfstruppen wird jedoch kaum von den erhaltenen Texten der römischen Zeitgenossen geteilt; ganz im Gegenteil führen sowohl die latinischen wie auch alle anderen Bundesgenossen und die peregrinen Hilfstruppen literarisch meist ein Schattendasein in römischen Kampfbeschreibungen: Selbst wenn ein Sieg historisch im Wesentlichen den Hilfstruppen zu verdanken ist, müssen sie sich literarisch häufig mit einer Statistenrolle begnügen, während die Legionäre im Mittelpunkt des Geschehens stehen. Diese Darstellungsart erfahren vor dem Bundesgenossenkrieg noch die Latiner, die Auxiliaren insgesamt jedoch bis in die Kaiserzeit. (→ Gerlinger 2008, S. 292-293, wie auch im Folgenden ebd., ff.).
Wenn man diese „Ausländer“ so gerne als Leistungsträger im Heer einsetzt, warum bekommen sie keine Anerkennung? Nun, die Römer sind ein stolzes Volk. Verzichten will niemand auf peregrine Kämpfer, aber ihre gesellschaftliche Stellung in Rom ist geringer: Sie erhalten weniger Sold gegenüber den römischen Legionären und müssen am Lagerrand campieren. Geschätzt werden sie dennoch von den hohen Offizieren: Sowohl Scipio als auch Pompeius und Caesar umgeben sich als Leibwache mit Elitekämpfern fremdländischer Herkunft. Es herrscht ein beträchtlicher Unterschied zwischen der tatsächlichen Anerkennung der Leistungsfähigkeit der Auxiliaren durch historische Persönlichkeiten, die selbst gerne auf fremde Völker zurückgreifen, und der Wirkung auf das römische Wahlvolk, die eine literarische Hervorhebung der Hilfstruppen verursacht.
Bei Caesar kann man dies besonders gut beobachten: Als Feldherr greift er sehr stark auf fremde Truppen zurück, stellt als erster eine ganze römische Legion aus Fremdländern auf (legio V alaudae) und ist unter anderen sogar mit einem Bankier punisch-hispanischer Herkunft befreundet, dem er seine Geschäfte anvertraut. Als Autor jedoch distanziert er sich stets von allen „unzuverlässigen Fremdländern“, gibt niemals die genaue Stärke seiner eigenen Hilfstruppen an, sondern lässt sie mitsamt Leistungen und Leistungsfähigkeit so weit wie möglich unerwähnt. Ganz „politischer Autor“ wirft Caesar dagegen seinem Gegner Pompeius die Fülle der Hilfstruppen vor, hierbei sogar möglichst oft mit genauen Zahlenangaben. Die Leistungen der fremden Völker werden dann im Kontrast zu den Römern der gegnerischen Seite überraschend positiv hervorgehoben. Außerdem legt Caesar großen Wert darauf, das Ausländertum seiner Gegner im Bürger­krieg zu betonen. So äußerst sich Caesar z.B. äußerst negativ über die Barba­ren­an­sammlung bei seinen Gegnern, wie bei Afranius und Petreius, denen er vorwirft, alle Arten Hispanier und allerlei Barbaren in ihren Truppen zu beherbergen (Caes.civ.1,38,3).