Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Dienstag, 31. Oktober 2017

imagunculae – Cicero & der „Kunstgeschmack“ des Vedius Pollio

In meinem Ovid-Roman spielt Gaius Vedius Pollio den reichen Rivalen des Naso. Historisch
imagunculae matronarum: Pornographie in der römischen Oberschicht
cb imaguncula ©: Stefan Gerlinger CC-BY 4.0
belegbar ist der Vater: Publius Vedius Pollio, ein ehemaliger Freigelassener und später Freund des Augustus aus Benevent – charakterlich aber kein besonders guter Umgang. In den antiken Quellen kommt dieser Vedius nirgends gut weg - auch nicht bei Cass.Dio 54,23,1-2., Tac.Ann, 12,60,4 und 1,10,5. Neutral scheint ihn nur CIL 9, 1556 zu erwähnen. Cicero bezeichnet ihn häufiger als Schuft und "Poser".
Besonders pikant ist Ciceros Brief an seinen Freund Atticus vom 20.02.50 v. Chr. (Cic.Att.VI,1,25). Dort protzt Vedius Pollio, damals noch ein Vertrauter des Pompeius, mit einem riesigem Gefolge: Auf einer Rundreise durch Griechenland führt er kostspielige Vierspänner als Rennwägen mit sich, gibt mit Affen, Wildpferden und Reisewagen an. Vor allem aber führt er noch etwas ganze anderes mit – wenn auch geheim und nur für den intimen Privatgebrauch: Fünf "besondere Bilderleinchen" bekannter Damen: imagunculae matronarum.
Die Wege von Vedius und Cicero treffen sich, da sie bei demselben Gastfreund unterkommen. Während Vedius unterwegs ist um wieder einmal mit seinem Reichtum anzugeben, stirbt der Gastgeber. Alle Besitztümer werden nun für das Erbschaftsverfahren aufgelistet. Wie es scheint, hält sich Cicero mit Auskünften zurück, denn nun werden auch Vedius‘ Privatkisten in Abwesenheit geöffnet und katalogisiert. Und nun kommen sie ans Tageslicht: Ehrbare römische Ehefrauen in eindeutigen Posen…
Zu gerne wüsste man nun, wer genau da abgebildet ist. Wer ist zum Beispiel die Ehefrau des mit "zierlich" umschriebenen Gehörnten, der "DAS" so gleichgültig erträgt, wer die "Schwester deines Freundes", des "Vollpfostens", mit denen Vedius "Umgang pflegt"? Und wie kam es zu den "High-Society-Erotik-Heftchen" - oder "ehebrecherische" Aktmalereien der Geliebten? Wer malte wen warum - und als Modell...???
Cicero aber genießt und schweigt. Zwischen den Zeilen spürt man förmlich, wie gerne sich Cicero -obwohl selbst homo novus-, über den Sohn eines Freigelassenen aus Benevent und sein "Neureichengehabe" lustig macht. Da kommen diese unanständigen Bildchen gerade recht. Hätte er uns nicht ein Kleinwenig mehr berichten können, wenn er schon nicht schweigen kann? Nun – lassen wir den römischen Matronen ihre Privatsphäre, solange wir nicht anders können…

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