Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Mittwoch, 13. März 2013

Essen und Trinken bei den Kelten

Wie sitzt man in der Eisenzeit zu Tische und was isst man bei den Kelten? Antike griechische und römische Autoren haben meist entweder kein großes Interesse an diesem Thema oder nutzen es, um ein exotisches Sittengemälde von „Nordbarbaren“ zu zeichnen. Auch hierüber kann also nur die Archäologie eine zuverlässige Auskunft geben.
Welche Getreide- Obstsorten und Kräuter angebaut oder gesammelt werden, welche Haustiere man in der Eisenzeit hält und was man aus dem Süden importiert sowie die Tücken von Getreidemühlen aus Sandstein, findet man auf dem Post Ackerbau und Viehzucht bei den Kelten.

Die hier wiedergegebenen Kohlezeichnungen sind den Farbphotos im Katalog der letzten Keltenausstellung nachempfunden, aus einem Artikel von Angela Kreuz, der auch für diese Darstellung grundlegend ist: „Von Ackerbau und Viehzucht. Landwirtschaft und Ernährung“ (Kreuz 2012, S. 78-82).

Nach archäologischen Erkenntnissen überwiegen in der Ernährung der eisenzeitlichen Bevölkerung insgesamt Getreide und andere Feld- und Sammelfrüchte deutlich gegenüber fleischlicher Nahrung – in Regionen mit fruchtbaren Böden werden Rinder und Schafe mehr als Arbeitstiere und zur Wollerzeugung gehalten und nur selten geschlachtet (vgl. Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 106).
Etwa die Hälfte ihres Fleischbedarfs decken die Kelten über Rinder, doch darf Schweinefleisch bei keinem Festmahl fehlen: Durch Einsalzen wird es haltbar gemacht und auf den Märkten Roms als Delikatesse verkauft. Beim Pökeln des berühmten gallischen Schweinefleisches werden Schenkel-, Bauch- und Rückenstücke für etwa 10 Tage in zerkleinertes, salzhaltiges Gestein gelegt, um dem Fleisch das Wasser zu entziehen. Nach dem Pökeln werden die Rohschinken zum Ausreifen in den Luftzug von Stollen gelegt (Stock / Telgenbüscher 2011, S. 36). Auch Fische stehen auf dem Speisplan (nach Athenasios wird Lachs gebacken, mit Salz und Essig oder mit Kreuzkümmel gewürzt), Geflügel gibt es zum Teil auch, manchmal sogar Wild. Hülsenfrüchte bieten einen gewissen Fleischersatz, Emmer, Nacktweizen und Dinkel sind gute Brotgetreide (Kreuz 2012, S. 81).
Hirse und Gerste verwendet man eher für Eintopf, einfache Fladen oder Brei, Gerste hat den höchsten Zuckergehalt und eignet sich zum Bierbrauen (Kreuz 2012, S. 81). Leider sind die Rezepte nicht überliefert. Milchprodukte sind unsicher, Käse aufgrund von Funden spezieller Keramiksiebe wahrscheinlich (Kreuz 2012, S. 81).
 

Zu Tisch bei den Kelten

Samstag, 9. März 2013

Mitteleuropa 63 v. Chr. – „Geopolitischer“ Hintergrund zum ersten Band "Rufus - Donner im Keltenland"

Mitteleuropa 63 v. Chr. Zwischen Haeduern und Sequanern tobt seit Generationen der Kampf um die Vorherrschaft in Gallien. Die zentralgallischen Haeduer, konnten ihren Machtbereich immer stärker ausdehnen, er reicht nun im Süden von der römischen Provincia Narbonnensis am Mittelmeer bis zu den Belgiern im Norden. Die Sequaner, ihre östlichen Nachbarn, konnten dem schließlich kaum noch etwas entgegensetzen. Verzweifelt schlossen sie ein Kriegsbündnis mit den westlichen Nachbarn und alten Gegnern der Haeduer, den Arvernern. Doch die Strategie, die Haeduer in die Zange zu nehmen, misslingt. Zuletzt mussten sie 71 v. Chr. Ariovistos engagieren, den aufstrebenden Heerkönig der Sueben.
            Nach langen Kämpfen herrscht dagegen im Gebiet der Ubier seitdem eine trügerische Ruhe, da Ariovistos mit seinen Sueben seit Jahren in Gallien festsitzt. Der große Stammesverband der Sueben hatte sich in einer Notzeit im Norden entwickelt und davon profitiert, dass der Durchzug der Kimbern und Teutonen die Macht der Kelten und keltisierten Germanenstämme in den deutschen Mittelgebirgen erschüttert hatte. Erstmals militärisch gedrillt, drängen die Sueben nun durch diese Bresche vor. Die Elb-Sueben gelangen im Süden bis hinunter zur Donau und verdrängen nach und nach die Helvetier aus Süddeutschland. Im Südosten kommen sie bis zu den keltischen Norikern im heutigen Österreich. Neueren Forschungsergebnissen zufolge sind die „Germanen“ übrigens längst nicht so bärtig und barbarisch, wie von ihren südlichen Nachbarn angenommen. Die häufigste Grabbeigabe ist das Rasiermesser.
            In besonderem Maß gilt dies für die Ubier, einen längst keltisierten Stamm. Die Sueben haben die ehemals vorherrschenden Ubier räumlich zwischen den Rhein beim Neuwieder Becken, im Osten bis zur Gegend um Amoeneburg und im Süden bis zum Main und dem nördlichen Taunusrand eingeschränkt und tributpflichtig gemacht. Zur Kontrolle der Ubier und zur Absicherung der Tribute werden suebische Chatten in ubischem Gebiet angesiedelt. Es kommt jedoch schnell zu einer kulturellen und politischen Angleichung der mitwohnenden Chattengruppen (der Romanheld Euamellin / Rufus stammt von einem chattischen Vater und einer ubischen Mutter). Die germanischen Ubier verfügen über faszinierende zivilisatorische Errungenschaften: Der Stamm wohnt z.T. in städtischen Siedlungen (Oppida), prägt eigene Münzen und nutzt Schriftlichkeit, zumindest unter dem Adel und den Fernhändlern. Führende Persönlichkeiten verfügen über eine ausreichend große Menge an Schiffen, um Julius Caesar 55 v. Chr. den Transport des gesamten Heeres über den Rhein anbieten zu können. Für das gleiche Jahr ist ein Vertragsverhältnis belegt, das mit der Stellung ubischer Geiseln an Caesar besiegelt wird. Vermutlich werden Kinder von Adligen nach Rom gebracht. Als einer der ersten germanischen Stämme treiben die Ubier regen Handel mit den Römern und geben ihnen ihre Söhne in die Ausbildung.
            Unter dem kontinuierlichen Ansturm der Sueben und der Unterbrechung der Handelsrouten und Absatzmärkte bricht die Oppida-Kultur in der Mitte und im Süden Deutschlands allmählich zusammen. Ariovistos baut sich eine riesige Gefolgschaft auf und setzt sich an die Spitze der Suebenstämme. Doch er stürzt sich im Sold der Sequaner gegen die übermächtigen Haeduer jenseits des Rheins in ein ungewisses Abenteuer. Seit 71 v. Chr. muss er in Gallien ständig um die Existenz seiner Truppen und Bündnispartner kämpfen. Sobald seine Kontrolle im Osten nachlässt, schwindet auch seine heerkönigliche Zwangsgewalt über die Stämme. Die meisten von ihnen versuchen, die elbsuebische Vorherrschaft abzuschütteln. Doch wider Erwarten kann sich Ariovistos im Westen behaupten und fügt den Haeduern schwere Verluste zu. Er erhält dafür ein Drittel des Landes der Sequaner und hat nun eine starke Machtbasis im Elsass und freie Hand, die Stämme in seinem Rücken wieder fester an sich zu binden. Ariovistos lässt zahlreiche hochrangige Geiseln tributpflichtiger Stämme in Gallien bei den Sequanern unterbringen und beginnt, diplomatische Beziehungen quer durch Europa zu knüpfen.


 

Freitag, 8. März 2013

7. Die Feurigen. Leseprobe aus "Donner im Keltenland"

Hier nun ein Auszug aus dem siebten Kapitel von Rufus - Donner im Keltenland. Die folgenden Links führen zu den Leseproben aus dem ersten, zweiten, dritten, vierten, fünften und sechsten Kapitel.
Wie immer freue ich mich über jede Anregung und jeden Kommentar!
 
7. Die Feurigen
[Euamellin wird zufällig von Henakian, dessen Mission gescheitert ist, vor dem Ertrinken gerettet und verkleidet. Als sie auf einen Händlerzug Suartos treffen, soll Euamellin erst einmal mit diesem zu den Haeduern. Dort wäre er fürs erste in Sicherheit.]
[…]
            Nach ein paar Tagen fand sich Euamellin in Bibracte bereits gut zurecht, […] doch eingesperrt in einem fremden Haus spürte er das Heimweh nur umso stärker. […] Einen Abend später sollte jedoch noch ein unerwarteter Trost hinzukommen.
 
            Euamellin stand gerade an der Tür, durch die Troc und Hagr, zwei von Suartos Kriegern, mehrere Kisten schleppten. Vielleicht konnte er ja irgendeine interessante Ware kennen lernen, wenn die Kisten direkt in Suartos Haus und nicht in Suartos Lager gebracht wurden. Mit dem Anblick, der sich Euamellin nun bot hatte er jedoch nicht im Traum gerechnet: Ein schneeweißer Arm mit gläsernen Armreifen schob sich anmutig durch die Türöffnung, weich und gerade. Dann folgte der schlanke Zeigefinger einer weiteren Hand mit bemaltem Nagel und winkte einladend. Euamellin stand da wie angewurzelt. Ein nacktes Bein wand sich unter dem Klingeln von Glöckchen ins Innere des Raumes. Sprachlos und mit offenem Mund beobachtete Euamellin das Schauspiel. Schließlich verschwanden Arme und Bein und es zeigte sich der lausbubenhaft lächelnde Kopf eines ungefähr sechzehn oder siebzehn Jahre alten Mädchens mit langen hellbraunen Haaren, die zu langen Zöpfen geflochten waren. „Nanu, wer bist du denn?“, fragte sie, während ihre dunklen Augen voller Lebenslust aufblitzten. Euamellin stand immer noch regungslos vor dem Kopf in der Türöffnung. „Hallo? Du kannst doch sprechen, oder?“ „Ich äh, äh…“, stammelte Euamellin verwirrt. Das Mädchen senkte ihre dunklen Brauen. Um ihren glänzenden Schmollmund bildeten sich zwei schelmische Grübchen. Dann tanzte sie schlängelnd herein und ihr grünkariertes Kleid wehte hin- und her. „Na, mein lieber »Ich-äh-äh«, kommst du vom Stamm der »Ähm-och-ähs« oder hast du noch nie eine Frau gesehen?“ Euamellin versuchte sich wieder zu sammeln. „Milmass“, brachte er jedoch nur heraus. Hilflos und verlegen wurde er von der Fremden umtanzt, die lasziv mit ihrem bunten Schleier spielte. „»Schönes wildes Tier«? Meinst du mich“, fragte sie mit einem kehligen Lachen. Sie zeigte mit dem Zeigefinger auf seine Brust. „Oder ist das dein richtiger Name? Kannst du zu einem richtigen Tier werden, mein Kleiner?“ Milmass setzte sich neben Euamellin auf die Hinterpfoten und bellte anerkennend.

Samstag, 2. März 2013

Ackerbau und Viehzucht bei den Kelten

Wie funktioniert bei den Kelten die Landwirtschaft? Um das herauszufinden, reicht das Kerngebiet der klassischen Archäologie nicht aus, „hier liegt der Ansatzpunkt für archäobiologische Untersuchungen.“ (Kreuz 2012, S. 78). In gewachsenen Mooren kann man Bohrkerne entnehmen, die Profile antiken Pollenfluges liefern (besonders schöne Farbprofile zeigt der Artikel von Manfred Rösch und Elske Fischer, Mensch und Umwelt. Natur- und Kulturlandschaft, in: Archäologisches Landesmuseum 2012, S. 83-87). So kann man Rückschlüsse auf Entwaldung, Nutzflächen, Weide- und Anbaugebiete ziehen. Selbst Holzkohlereste in den Proben können ausgewertet werden und verraten Zeiten erhöhter Brandrodung oder auch in Deutschland eine mehr als auffällige Spitze zur Zeit der Germanenkriege. Jedenfalls verändert der Mensch schon vor der Zeit der Kelten massiv seine Umwelt durch Rodung und Anlage von Kulturlandschaften, von unberührter Natur kann keine Rede mehr sein. (ebd., S. 87)
Die Kelten können so auch in den Randgebieten auf mehrere Arten Sommer- und Wintergetreide zurückgreifen, auf Hülsenfrüchte, Öl- und Faserpflanzen (Kreuz2012, S. 78, aus demselben Artikel auch die folgenden Angaben). Eine Ausweitung gleichzeitig genutzter Kulturpflanzen verringerte das Risiko von Fehlernten und die Feldarbeiten werden günstiger über das Jahr verteilt. Als im Frühjahr ausgesäte Sommerfrüchte werden
  • vierzeilige Spelzgerste,
  • echte Hirse,
  • die Weizenarten Emmer und Dinkel (unreif Grünkern),
  • Einkorn und
  • Nacktweizen angebaut,
  • Hafer und Roggen (im rechtsrheinischen Raum nur vereinzelt),
  • Kolbenhirse (in Gallien und den südlichen Gebieten des Alpenvorlandes),
  • Hülsenfrüchte wie Erbse, Linse, Ackerbohne und Linsenwicke,
  • Leindotter, Lein, Hanf und Mohn (zugleich Nahrungsmittel, Öl- und Heilpflanze: Schmerzmittel Opium) als Öl- oder Faserpflanzen,
  • Sellerie (die Früchte wurden als Heilmittel bei Verdauungsstörungen und Erkrankungen des Harntrakts genutzt),
  • Gefleckter Schierling und schwarzes Bilsenkraut (als Heilpflanzen).