Die „Rufus“-Reihe soll jeder verstehen und genießen können, Jugendliche und Erwachsene, Studierte und Nichtstudierte. Wer sich im Roman auf fremde Welten einlässt, der wird auf unterhaltsame Weise ganz automatisch kennenlernen, was die damalige Zeit so alles zu bieten hatte - und lernt beim Lesen wie von selbst. Alles so authentisch und historisch korrekt wie möglich zu erzählen und dabei spannend zu bleiben, das ist mein Ziel.
Die „AMORES - Die Liebesleiden des jungen Ovid“ sind dagegen nicht immer ganz jugendfrei (wie auch die Originalverse Ovids und seiner Zeitgenossen). Der Laie kann sich über die „moderne“ Sprache & Handlung freuen, der Fachmann über zahlreiche Anspielungen und intertextuelle Scherze.
Auf dem Blog zeige ich einen Blick hinter die Kulissen. Dabei gebe ich auch Hintergrundinformationen über Politik und Alltagsleben der späten Republik und frühen Kaiserzeit in Rom und einiger Kelten- und Germanenstämme.
Feste Probeleser aus verschiedensten Altersgruppen haben bereits die ersten Bände gelesen. Die Rückmeldungen setze ich um. Sehr gute Feedbacks kamen dabei nicht nur von Universitätsprofessoren und anderen Fachleuten sondern gerade auch von Schülerinnen und Schülern - vielleicht demnächst auch von dir? Gerne nehme ich jede gute Anregung auf (Rufus.in.Rom@gmail.com)...

Samstag, 31. März 2018

miles gregarius, centurio, tribunus - Dienstgrade im römischen Heer (mos et miles XIV)



Der Dienst im römischen Heer ist recht gefragt, vor allem bei Nichtrömern, denn nach spätestens 20 Jahren winkt das römische Bürgerrecht. Doch ob Römer oder Ausländer, ohne Beförderung will niemand bleiben.
Schade nur, dass man sich nicht in jeden Rang hochdienen kann, denn die höhere Offizierslaufbahn ist meist nur dem Adel vorbehalten. Dafür gibt es zahlreiche kleinere Chargenämter, die zwar keinen echten Offiziersrang aber schnellen Aufstieg zu Unteroffizierspatenten nach wenigen Jahren bieten, 1-3 Jahre beispielsweise bei Gardereitern (vgl. Speidel 1997, S. 90).
Folgende Dienstgrade sind für einzelne Heeresteile bekannt:

miles gregarius, centurio, tribunus - Dienstgrade im römischen Heer
cb gregarii ©: S. Gerlinger CC-BY 4.0
Einfache Ränge
miles gregarius  Einfacher Gefreiter, unterster Dienstgrad in der Legion
extraordinarius   Mitglied eines Elitekorps der Bundesgenossen. Die Stellung bietet die Chance zum Dienst beim Feldherrn ausgesucht zu werden →armigeri (s.u.)
evocatus            Soldat in zweiter Dienstzeit, meist mit hochdekorierter Standarte der evocati-Einheit, wird oft als Ausbildungsleiter hinter der Front eingesetzt, Aufstiegsmöglichkeit zum →centurio exercitator (s.u.)
beneficarius:      Soldat mit besonderen Vorrechten. Als immunis ist er von unangenehmen Aufgaben befreit (Schanzarbeiten, Wachestehen etc.), häufig Mitarbeiter des Stabes und einem Stabsoffizier /Tribun direkt unterstellt (vgl. →Speidel 1997, S. 90). Danach leichter Aufstieg zum Unteroffizier (→Speidel 1997, S. 97)
curator                Verantwortlicher Soldat für Pferde & Futter
tablifer                Zur Befehlsübermittlungen und Post (tabellae) abgeordneter Soldat. Meist Ehrenamt im letzten Jahr der Dienstzeit (→Speidel 1997, S. 96)
signifer               Standartenträger, „fiscal officer“ meist bei ihm Testamente hinterlegt (→Speidel 1997, S. 134-135)
armorum custos:  Verantwortlicher Soldat für Waffen, meist werden bei ihm oder beim → signifer (s.u.) Testamente hinterlegt (→Speidel 1997, S. 134-135)

Unteroffiziere…
…sind alle besser bezahlt, verfügen über mehr Platz im Lager, dürfen andere Soldaten als persönliche Gefolgsleute einstellen und einfache Soldaten / Kavalleristen strafen (→Speidel 1997, S. 90). Im Einzelnen sind dies der…
sesquiplicarius   Offizier ohne leitende Funktion aber anderthalbfachem Gehalt, z. B. als tesserarius verantwortlich für die Parole („Passwort“) oder als vexillarius / vexillifer (Fahnenträger für kleinere Einheiten unter einem Fähnchen [vexilla])
duplicarius          Offizier ohne leitende Funktion aber doppeltem Gehalt, z. B. als → optio (s.u.) → signifer (s.o.), cornicularius (Hornbläser) und aquilifer (Legionsstandartenträger)
optio:                  Stellvertreter des → centurio (s.u.)
optio valetudinarii:            Leiter des „Krankenhauses“
centurio:             „Feldwebel“, Leiter einer Hundertschaft, trägt eine Rute (virga), um damit schlagend zu disziplinieren
centurio exercitator: Ausbilder
miles gregarius, centurio, tribunus - Dienstgrade im römischen Heer
cb officiales ©: S. Gerlinger CC-BY 4.0
decurio:              Kommando über eine turma (Einheit von 30-45 Reitern), straft ebenfalls mit einer virga, nutzt 3 Pferde (beginnt eines zu schwitzen, wird gewechselt), kann auf eine Beförderung zum Centurio zählen.
Von einem Unteroffiziersposten aus scheint es den erhaltenen Inschriften nach ab der Kaiserzeit leichter zu sein, aufzusteigen: Wer z.B. centurio-exercitator innerhalb der Garde oder ein Legions-Centurio ist, wird meist zurück nach Rom versetzt und kann danach sogar die Tribunen-Ränge durchlaufen, wenn altersmäßig nach genügend Zeit bleibt (→Speidel 1997, S. 90; 111).

Offiziere…
…sind bis ins 2. Jh. n. Chr. alle Aristokraten (vgl. →Speidel 1997, S. 98), sind sehr gut bezahlt, verfügen über viel Platz im Lager, Luxus und Komfort, dürfen persönliche Gefolgsleute einstellen und besitzen Strafgewalt über die Untergebenen. Im Einzelnen sind dies der…
tribunus militis    In Rom vom Volk gewählter Offizier, 6 Stellen in jeder Legion. Meist kommen 5 aus dem Ritterstand [tribuni angusticlavii] und einer aus einer senatorischen Familie [tribunus laticlavius]). Während die jungen Ritter oft schon zuvor kleinere Einheiten von Fußtruppen der Hilfsvölker angeführt haben, ist es für blutjungen senatorischen Tribunen der allererste Dienst im Heer (oft bereits mit 16! Jahren).
praefectus castrorum       Lagerleiter, oft ein altgedienter ehemaliger → centurio
legatus legionis  Legionskommandeur, Stellvertreter des Feldherrn, oft ein ehemaliger → tribunus

Freitag, 30. März 2018

XV. Kein ehrenwerter Beruf? Ewiger Ruhm durch die Liebe


Als Textprobe hier ein Auszug aus dem fünfzehnten Kapitel des ersten Bandes „Die Liebesleiden des jungen Ovids – Einzig Corinna" (hier geht es  zumersten, zweitendritten, vierten, →fünften, sechsten, siebten, achten  neuntenzehnten, elften,   zwölften, dreizehnten und vierzehnten Kapitel).
Über Anregungen und Kommentare würde ich mich freuen!
Quid mihi Livor edax, ignavos obicis annos ingeniique vocas carmen inertis opus
cb arma gravi ©: S. Gerlinger CC-BY 4.0




[… Sulpicia verspricht zu helfen, als Naso Vedius und Titus nicht loswerden kann. Ihr Eingreifen scheint tatsächlich erfolgreich – zumindest zunächst…]

Von Vedius war nichts mehr zu hören und Titus leistete seinen Frontdienst ohne weitere Briefe. Nach seiner Ankündigung, sie zurückzuerobern und seiner Prahlerei mit seinem Gehalt als Grenzkommandeur war Schluss. Wer wusste schon, ob er sein Jahreseinkommen von nunmehr fast hunderttausend Sesterzen nicht bereits anderweitig verprasste.
An einem Sommerabend des späten Septilis stieg Naso mit Corinna den Hand in Hand den Esquilin empor. Obwohl Corinna den Spaziergang wieder einmal zu einem kleinen Einkaufsbummel in der Via Sacra ausgedehnt hatte, war Naso guter Dinge. Er genoss die Wärme der zarten Hand Corinnas, die kühle Brise des Hügels und den Gesang der Vögel der Gärtchen links und rechts der Straße. Zufrieden sog er der die Gerüche ein, während sie sich Corinnas Häuschen näherten: Blumen, Sträucher und Essensdüfte - viel lieblicher als in der lebendigen Subura. Kein Wunder: Dies war eines der besseren Viertel des abendlichen Rom.
Tiefenentspannt erwartete Naso nichts anderes als einen weiteren gemütlichen Abend, alleine mit seiner geliebten Corinna.
Doch diese Mal sollte es nicht sein.
Irgendetwas war anders.
Bereits auf dem Weg fielen ihm beidseits die vielen Männer auf, weiter oben war kaum mehr die Mauer zu erkennen! Wie eine Armee drängte sich das Gefolge um Corinnas Wohnstatt.
Eine regelrechte Armee aus Männern und Sänften!
„Erwartest Du Gäste zum Essen?“, versuchte er zu scherzen.
Weiter oben schienen einige Männer eifrig in Täfelchen kritzelten und sich von Sklaven ihre Arbeit beleuchten zu lassen.
Weiter unten standen ein paar wenig sympathische Gestalten, ungepflegt, roh und mit wenig vertrauenserweckendem Gesichtsausdruck.
Die meisten verschränkten die Arme, ein paar lehnten müde an der Mauer
Eine Knoblauchfahne wehte bis zu ihnen empor.
„Nein, ich glaube, diese Herrschaften haben schon gespeist.“, flüsterte sie.
Auch Naso verfiel in einen Flüsterton: „Ob das etwa die flügellahme Haubenlerche Titus mit ein paar Untergebenen und all seinen Unteroffizieren ist, war, alle zu faul zum Laufen?“
Sie kicherte, doch Naso fuhr zusammen, als sie sich an einem grobschlächtigen Schläger vorbeidrückten.
„Brutus - der Riesenpapagei! Beim Hercules, das darf nicht wahr sein…“
Tatsächlich, da stand der Riese mit der Narbe, Titus Gefolgsmann, der ihn schon einmal in einen Sack gesteckt hatte.
Brutus schien ihn zu bemerken: Er schielte Nas schräg aus dem gesunden Auge heraus an und bedachte die beiden mit einem höhnischen Grinsen.
Nasos Kehle schnürte sich zu.
Er führte Corinna vorsichtig weiter und ließ Brutus nicht aus den Augen. Beinahe wäre er in eine der geparkten Sänften gerannt, wenn ihn Corinna nicht zur Seite gezogen hätte: Ein recht protziges Ding, dunkel gebeiztes Zitrusholz, feinstes grünes Tuch mit einem Glaspokal und einer Muräne darauf.
Vedius Pollio!